Wenn Sie sich als Unternehmer fragen, wie Sie Aufbruchstimmung für die vielbeschworene (und notwendige) „Digitale Transformation“ Ihres Unternehmens schaffen, dann ist das Buch von Dr. Jens-Uwe Meyer die richtige Wahl. Es ist ein Mutmacherbuch, liefert Stoff für Motivationsreden und nimmt die Scheu, sich mit den technischen wie nicht-technischen Aspekten von Digitalisierung auseinander zu setzen.
„Digitale Gewinner. Erfolgreich den digitalen Umbruch managen“ des Autors Dr. Jens-Uwe Meyer (Verlag BusinessVillage, 25 EUR, Erscheinungsjahr 2019, 260 Seiten)
Bisweilen mutet das Buch an wie Peter Lustig für Digitalisierungsneulinge. Der Autor entwickelt einfache Bilder, um an Themen wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain heranzuführen: Zu Beginn des Kapitels über Künstliche Intelligenz steht etwa die Frage „Was unterscheidet den Osterhasen von einem Menschen im Osterhasenkostüm?“, und einige Überlegungen weiter erhält der Leser die Erfolgsmeldung: „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben die Grundlagen künstlicher Intelligenz verstanden!“. Der Tekkie mag hier fassungslos den Kopf schütteln, aber wer in einem Unternehmen über alle Abteilungen hinweg Aufbruchstimmung für die digitale Zukunft schaffen will, der muss auch diejenigen Mitarbeiter mitnehmen, die wenig Ehrgeiz haben, sich die Python-Entwicklungsumgebung Spyder zu installieren und mit Künstlichen Neuronalen Netzwerken zu experimentieren. Es braucht hier ein niedrigschwelliges Angebot für den Einstieg in den Themenkomplex Digitalisierung (Vergleiche dazu auch: „Wer hat Bock auf Digitalisierung?“). Genau das schafft das Buch. Fazit für den Leser: Künstliche Intelligenz ist keine Magie, die nur von Oxford-Absolventen im Silicon Valley beherrscht wird, sondern Mathematik. Das kann jeder lernen. Wenn er will.
Woran man die positive Grundhaltung des Autors im Übrigen auch gut erkennen kann, ist seine Bewertung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Wer sich in Kreisen von Unternehmern dazu umhört, vernimmt heutzutage selten positive Töne zu diesem Thema. Dafür gibt es (gute) Gründe, die kennt der Autor natürlich, aber er prognostiziert mittelfristig einen positiven Effekt: „Die DSGVO war 2018 für Unternehmen ein Horror. Ein bürokratisches Monster, das Ressourcen frisst. Es wird in den kommenden Jahren immer wieder eine Reihe von Gerichtsverfahren geben, in denen grundsätzliche Fragen geklärt werden. All das nervt. Mittel- bis langfristig wird die DSGVO jedoch zu einer neuen Kultur der digitalen Selbstbestimmung führen. Das ist wunderbar.“ (S. 61) Und weiter: „Die DSGVO wird den digitalen Wandel vorantreiben wie kaum eine weitere Vorschrift. (…) Ohne das Vertrauen darin, dass Daten nicht weitergegeben werden, würden Sie sich niemals innovativen Diensten aus dem Bereich E-Health anvertrauen. Die DSGVO ist Innovationstreiber, kein Innovationsverhinderer.“ (S. 58f). Und „Junge Start-ups, die bislang daran scheitern, dass ihre Kunden in bestehenden Ökosystemen gefangen waren, können Kundendaten einfacher transferieren. Danke, DSGVO! (S. 63)
Das Buch hat im Übrigen eine klare Struktur. Dr. Meyer leitet zunächst ab, welche Relevanz das Thema Digitalisierung für Unternehmen hat (sehr hoch), und entkräftet all jene (Schein)Argumente bzw. Ausreden, sich als Unternehmen nicht mit Digitalisierung auseinander setzen zu müssen. Der Autor führt anschließend ein in wichtige Technologien bzw. Treiber von Digitalisierung (Künstliche Intelligenz, Internet of Things, Blockchain, 5G), und er analysiert, welche Veränderungsdynamik hieraus für verschiedene Unternehmensbereiche entsteht (Marketing, HR, Finanzwesen, …). So viel zur Theorie. Nun beginnt der praktische Teil des Buches, in dem Dr. Jens-Uwe Meyer Methoden aufzeigt, wie ein Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie entwickeln und umsetzen kann. Da Herr Dr. Meyer nicht nur Autor, sondern auch Unternehmer ist, kann er dem Leser hier nicht nur Methodenwissen vermitteln, sondern auch ein Werkzeug an die Hand geben, nämlich: Die FreeWare-Version des Ideenmanagement-Tools Innolytics. Hiermit lassen sich über unternehmensinternes Crowdsourcing Ideen entwickeln, diskutieren, bewerten, und in einem weiteren Schritt zu Konzepten weiterentwickeln. Hieraus entsteht die Digital Roadmap eines Unternehmens.
Mein persönliches Lieblingskapitel: „Silicon Valley: Ohne Größenwahn kein Geld“. Der Autor arbeitet sehr greifbar heraus, was das Silicon Valley ausmacht und wie ein Entrepreneur hier ticken muss („Größenwahn gehört zum Geschäftsmodell“); der Autor macht auch klar, dass das Silicon Valley nicht zwingend der ideale Nährboden für alle Gründer von StartUps ist („Im Silicon Valley lassen sich neue Ideen nicht mal eben ausprobieren. Zwei Programmierer, zwei Marketingexperten, ein Büro und ein Chef. Weg ist die erste Million.“). Vielmehr sieht Dr. Meyer eine Art „Arbeitsteilung“ zwischen dem Silicon Valley und der deutschen StartUp-Szene: “Im Silicon Valley geht es darum, große Vision zu entwickeln und glaubhaft zu vermitteln, dass man diese umsetzen kann. In Deutschland werden bodenständige digitale Innovationen gesucht, die häufig in Verbindung mit komplexen Anlagen und Maschinen stehen.“ (S. 46) Und eine schmeichelhafte Erkenntnis zum Schluss: „Als Deutscher im Silicon Valley bekommen Sie fast automatisch einen Stempel aufgedrückt: Organisationstalent, prozessorientiert, zu hundert Prozent genau. (…) Denn die großen Tech-Unternehmen, die in den vergangenen Jahren häufig explosionsartig gewachsen sind, sind zum Teil extrem ineffizient. Schlecht organisiert. Und vielfach chaotisch. Hier wird gerne der Deutsche gerufen. Gerne auch in der Version ‚staubtrockener Ingenieur, der zum Lachen in den Keller geht‘. Hauptsache, er kann organisieren.“ (S. 46)
Weitere Stimmen zum Buch
Auf Amazon erhält das Buch durchgängig positive Bewertungen (Stand: 02. Juli 2019): „Ich würde dieses Buch irgendwo in der Mitte zwischen Fachbuch und Motivationsbuch einordnen.“ Oder: „Was mir gefällt: Dr. Jens-Uwe Meyer belässt es nicht dabei, die Zukunft zu beschreiben. Er gibt konkrete umsetzbare Tipps, wie jede und jeder von uns diese Zukunft gestalten kann. Das Buch kommt ohne den erhobenen Zeigefinger aus, der mich sehr oft nervt. Es heißt nicht „Sie müssen das und das tun“. Meyer zeigt Möglichkeiten auf, er gibt Anregungen und Inspirationen.“ Oder: „Die Botschaft dieses Buchs lässt sich auf einen einfachen Punkt bringen: Digitalisierung muss Spaß machen. Und sie bietet Chancen, die vielen aktuell gar nicht bewusst sind. Meyer bringt dafür unzählige Beispiele: Das Anwaltsbüro, das sich auf das noch sehr neue Rechtsgebiet rund um sogenannte ICOs (virtuelle Börsengänge auf Blockchain-Basis) spezialisiert, der Einkaufswagenhersteller, der ein digitales Ökoystem für Supermärkte entwickelt oder das Architektenbüro, das die Möglichkeiten von Building Information Modeling geschickt für sich nutzt.“