Den Markt der Cloud scheinen Tech Giganten wie AWS, Azure oder Google Cloud unter sich auszumachen – dieser Eindruck ergibt sich aus der Wirtschaftspresse. Und doch gelingt es Anbietern wie dem Start-Up luckycloud (www.luckycloud.de ), seine Cloud Services erfolgreich zu platzieren. Und das bei Unternehmen und Institutionen wie Deutsche Bahn AG, Deutsches Rotes Kreuz oder lokalen Sparkassen. Was ist die Erfolgsformel?

luckycloud beansprucht für sich, den „sichersten Cloud Speicher Deutschlands“ anzubieten. Zum einen werden die Daten in Rechenzentren in Deutschland gehostet. Zum anderen nutzt die Cloud eine sogenannte „symmetrische Verschlüsselung“ (auch: „Ende-zu-Ende Verschlüsselung“) in Kombination mit einem „Zero-Knowledge-Prinzip“. So wird 100% Datenhoheit garantiert.

Für viele Unternehmen zählen Angebote wie luckycloud zu jenen Anbietern, die volle Konformität mit den Anforderungen von DSGVO sicherstellen können. Bei Angeboten wie MS Teams oder Office 365 werden von Datenschützern regelmäßig Zweifel aufgebracht. Das nun für unwirksam erklärte Privacy Shield tut sein Übriges, um Speicherlösungen mit außereuropäischen Serverstandorten aus Sicht von Datenschützern zu disqualifizieren.

Über seine unternehmerische Vision für luckycloud und zur Entwicklung von Cloud Services im Allgemeinen spreche ich mit Luc Mader (Zum LinkedIn-Profil). Er ist Gründer von luckycloud, Sitz in Berlin, Gründungsjahr 2015.

BytesforBusiness: Lieber Herr Mader, die DSGVO wurde Anfang 2016 im EU-Parlament verabschiedet. Ihr Unternehmen war da bereits ein Jahr alt. War Ihnen damals bereits klar, dass die verhandelten Regeln zum Datenschutz einem Anbieter wie luckycloud einen solchen Boost verschaffen würden?
Luc Mader: Wir hatten bereits Anfang 2016 die Anforderungen der DSGVO in einigen Punkten um ein Vielfaches übertroffen, daher haben wir schon immer sehr gelassen der DSGVO gegenübergestanden. Wir haben gehofft, dass sich viele Unternehmer nun endlich mit dem Thema Datenschutz auseinandersetzen. Das ist auch heute noch – nach Inkrafttreten der DSGVO – vielen Unternehmen wirklich ans Herz zu legen.

Anfangs waren viele Unternehmen natürlich verunsichert, was sie genau zu tun haben und kamen dann mit vielen Verträgen zu uns. Wir sind aber natürlich keine Rechtsberater, aber wir hatten einen wundervollen Partner, der uns beim Thema DSGVO sehr gut beraten hat.

Abgesehen von dem ganzen „Bürokratie-Kram“, worüber die Meisten immer noch nicht besonders glücklich sind, waren die Rechte der Betroffenen schon damals Teil unserer Unternehmensgrundsätze. Themen wie Transparenz, Datensparsamkeit und zweckgemäße Datenverarbeitung sind für uns selbstverständlich gewesen. Tatsächlich hatten wir aber nicht mit einem so deutlichen Boom gerechnet, das ist schon immer noch der Wahnsinn.

BytesforBusiness: Die Success Story der CLOUD reicht ja zurück bis an den Anfang dieses Jahrhunderts, es gab ja bereits zahlreiche Anbieter von sicheren Cloud-Lösungen, wo Daten in Deutschland gehostet wurden. Beispiel Netfiles. Was macht luckycloud dennoch anders, warum hat Ihr Unternehmen einen so nachhaltigen Erfolg?
Luc Mader: Ich denke, wir unterscheiden uns von den meisten Anbietern dadurch, dass wir komplett unabhängig agieren können. Hinter vielen Unternehmen stecken oft bekannte Investoren oder Business Angels, was die Unternehmen dazu zwingt, schnelle Ergebnisse und fette Umsätze zu generieren. Der erste Verlierer bei solchen “Blasenbildungen” ist der Datenschutz der Kunden. Dicht gefolgt von der Qualität der Produktentwicklung. Es ist fast nicht möglich die BIG 5 aus den eigenen Services raus zu halten, die Tech-Giganten haben fast für jede essentielle IT Komponente die passenden Angebote. Wir bleiben unseren Prinzipien aber treu und bieten lieben ein Feature weniger an, können aber den Datenschutz unserer Kunden hochhalten. Ich denke das schätzen unsere Kunden auch an luckycloud.

Extrem wichtig ist auch die persönliche Betreuung unserer Kunden und die direkte und kundenorientierte Beratung und Ansprache. Es geht vordergründig immer um ein Problem, das wir für den Kunden full-managed lösen können.

BytesforBusiness: Die wichtigsten Kunden von luckycloud sind Unternehmen/Institutionen mit einem nationalen oder regionalen footprint. Sehen Sie für Ihr Unternehmen auch in Zukunft eher einen nationalen, regionalen Markt? Oder können Sie sich auch eine Expansion innerhalb Europas vorstellen?
Luc Mader: Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Lösungen auch außerhalb der DACH-Region vielen Menschen nützlich sein können. Denn der Schutz der Privatsphäre ist nicht nur in Deutschland relevant. Es ist sehr wahrscheinlich, dass einige US-Bürger von dem ganzen Überwachungswahn genug haben und eine Alternative suchen. Jedoch ist das Datenschutzbedürfnis und vor allem die Sensibilisierung in West- Europa besonders ausgeprägt.

BytesforBusiness: Glauben Sie, dass Big Tech wie AWS oder Azure versuchen werden, diese Lücke zukünftig noch zu schließen? Sind Cloud-Angebot zu erwarten, die ausschließlich über in Europa betriebene Rechenzentren laufen?
Luc Mader: Das kann gut möglich sein. Ich denke aber, das ist davon abhängig wie sich unsere Datenschutz-Gesetze weiterentwickeln. Denn wenn die Daten am Ende doch in den USA landen, können diese nicht wirklich zweckgerecht verarbeiten werden.

Wie so oft, ist das abhängig von der Regierung, wie diese die Gesetze zukünftig gestalten wird. Umso wichtiger ist es, dass sich die Unternehmen für deutsche und europäische Unternehmen stark machen und den Datenschutz ernst nehmen – nicht nur zur Pflege des Unternehmensimages.

Die Big Tech Unternehmen bauen ihr Geschäftsmodell darauf auf, Daten Ihrer Kunden zu erheben, zu analysieren und damit Ihre Produkte zu verbessern bzw. das Geschäft damit erst zu ermöglichen. Daher ist es quasi ein Paradoxon, wenn diese Unternehmen sich von ihrer Lebensader, der Daten Ihrer Kunden, abschneiden würden. Natürlich bauen AWS und Co. ihre Geschäftsfelder aus, um auch im Bereich Datenschutz attraktiv zu sein, jedoch ist das allgemeine “trust level” doch sehr gesunken.

BytesforBusiness: Was ist Ihre Vision für luckycloud? Wo wollen Sie im Jahr 2025 stehen? Können Sie sich etwa auch vorstellen, dass die Anwendung von Open-Source-KI-Algorithmen auf Daten in Ihrer Cloud möglich wird?
Luc Mader: Unsere Vision ist es, sichere IT-Lösungen für jedes Budget anbieten zu können – frei von Datenspionage und Gedankenmanipulation. Durch enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden schaffen wir immer neuen Mehrwert und lösen die Probleme. luckycloud soll zu einem internationalen Spitzenreiter werden im Bereich der datenschutzfreundlichen Cloudlösungen und damit eine Alternative zu den „Datenkraken“ aufzeigen.

2025 wollen wir zu den Top-Anbietern im Bereich Cloud Lösungen (SaaS) gehören. Dabei wollen wir konsequent ein hohes Datenschutzniveau beibehalten und Kontra gegenüber Datenkraken und „übergriffigen“ Regierungen bieten.

KI-Algorithmen – vor allem Open Source – werden in den nächsten Jahren eine immer höheren Stellwert einnehmen in der IT. Wir werden daher diese Entwicklung sehr genau beobachten und es Kunden auch ermöglichen, KI-Algorithmen in unserer Cloud für Ihre eigenen Daten einzusetzen. Eine generelle Freigabe aller Daten für Algorithmen lehnen wir aus Datenschutzgründen hingegen entschieden ab.

BytesforBusiness: Wie schätzen Sie die Chancen für die Initiative Gaia-X ein? Ist luckycloud hieran beteiligt?
Luc Mader: Laut Wirtschaftsministerium wird momentan in knapp 50 Fallbeispielen ein Bedarf ermittelt. 2021 soll mit einem „Minimum Valuable Product“ an den Start gegangen werden.

Es wurden genügend IT-Architekturkonzepte geschrieben, der nächste Schritt muss in Richtung realisierbare Anwendungen gegangen werden. Es wirken sehr viele Player und Interessenverbände gemeinsam an diesem Projekt mit, so dass man sich auch schnell verzetteln kann.

Wir halten aber auch hier unsere Augen sehr weit offen und konnten auch schon einige Gespräche mit den Verantwortlichen der Initiative Gaia-X führen. Gerade im Bereich hochverfügbare Speicherung von Daten und die sichere Verschlüsselung, können wir immer wieder auch im Bereich Consulting bei der Umsetzung von Partnerprojekten mitwirken. Erst kürzlich konnten wir mit dem Fraunhofer FOKUS eine interessante Partnerschaft im Bereich sichere Datenspeicherung eingehen.

BytesforBusiness: Lieber Herr Mader, vielen Dank für dieses Gespräch!

Zum Weiterlesen

  • Digitalisierung: 7 spannende Start-Ups im Bereich Cloud Computing
  • Zwischenfazit zur CLOUD: Lessons Learned
  • Kleine Chronik der Cyber Attacken
  • Die Zukunft des Cloud-Computing: Interview mit Julian Hansert, Co-Founder von Kubermatic
  • Das Projekt GAIA-X: Überblick, Kritik und Ausblick
  • Author

    Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.