Kürzlich in einer Schlange am Supermarkt blättere ich in der Ausgabe No 522 des „Lustigen Taschenbuchs“ (LTB). Irgendwie faszinierend, dass es diesen Klassiker immer noch gibt (LTB ist inzwischen bei Ausgabe 522; „Asterix“ dagegen hat es gerade mal auf 38 Auflagen gebracht, „Stirb Langsam“ erst auf 5). In einem Anfall von Nostalgie (Meine Kindheit spielte sich ab zwischen LTB 80 und LTB 142) habe ich das Comic schließlich gekauft – quasi als literarische Verschnaufpause zwischen „Homo Deus“ (Harari) und „Superintelligenz“ (Boström).

Der Titel von No 522 lautet einladend: „Sommerferien auf dem Mond“. Und während Europas Digitalszene monatelang erbittert über Urheberschutz im Internet streitet und China zum Digitalen Überwachungsstaat mutiert, wird im LTB mit leichten, farbigen Pinselstrichen die Digitale Zukunft hingemalt. Diese Visualisierung von Zukunft mag etwas simplistisch sein (das gilt für einige mediale Beiträge übrigens auch), aber die Ideen wurzeln in der Regel im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs, die Autoren reflektieren (häufig parodierend) allbekannte Diskussionen.

Wenn man nun in No 522 das Inhaltsverzeichnis aufschlägt, sieht man sehr schön, wie die Ideen der Silicon Valley Entrepreneure und natürlich auch Erwartungen und Ängste rund um Künstliche Intelligenz hübsch farbig ins Kinderzimmer projiziert werden: Die Geschichten sind betitelt mit „Sommerferien auf dem Mond“, „Wettrennen ins Weltall“, „Die Aliens sind los“ oder „Rebellion der Roboter“. Keine Angst, ich werde für diejenigen, die das LTB No 522 noch lesen wollen, nicht zu viel verraten. Nur so viel: Die Menschheit (bzw. die Entenhausener) werden am Ende durch eine Superintelligenz nicht ausgerottet – oder versklavt.

Den direkten Bezug zu den zeitgenössischen Diskussionen sieht man bereits auf der allerersten Seite des LTB: Mögen die Weltraumvisionäre Musk, Bezos und Branson noch im Wettstreit darum liegen, wer die ersten Weltraumtouristen in höhere Sphären katapultiert, ist dies dem Multi-Multi-Milliardär Dagobert Duck längst gelungen, nämlich in „Sommerferien auf dem Mond“. Einleitend heißt es hier mit einem ironischen Augenzwinkern: „Schon immer sind weite Reisen im Urlaub beliebt, und auch in Zeiten der C02-Bilanz …“.

Lustiges Taschenbuch No 522: Titelstory „Sommerferien auf dem Mond“

Und wer würde bei der Geschichte „Rebellion der Roboter“ nicht sofort an die Hollywood-Vorlagen Terminator oder I, Robot denken:

Lustiges Taschenbuch No 522: Story „Rebellion der Roboter“

Und inmitten der tubulenten Digitalen Transformation stellt man fest: Die Technologische Revolution mag die Welt auf den Kopf stellen, es wird eine ewige Konstante geben: Die Gier des prototypischen Großkapitalisten Dagobert Duck. Er ist natürlich begeistert vom Ausblick auf die neue Digitale Ökonomie, denn Roboter fordern keine Löhne (das ist betriebswirtschaftlich natürlich ein bisschen kurz gesprungen, aber unterm Strich trifft dieses Statement die aktuelle Diskussion um die Bedrohung von Arbeitsplätzen durch KI und Robotik eben doch!)

Lustiges Taschenbuch No 522: Story „Rebellion der Roboter“

Viel Spaß beim Lesen!

Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.