Natürlich, ein Steinway bietet ein Klangerlebnis, das sich nicht überbieten lässt. Jenseits dieser berauschenden analogen Hörerfahrung besteht andererseits ein geradezu gigantisches Digitales Angebot für Klavierbegeisterte, das vom Klavierlernen bis zur Musikproduktion reicht und für jeden etwas bereithält. Nachfolgend ein Überblick.
Es beginnt beim Lernen des Instruments selbst. Die Auswahl an verfügbaren Online-Kursen ist riesig, und die Angebote reichen von einfachen Lehrvideos bis hin zu APPs, die sich per MIDI mit einem digitalen Piano verbinden und präzises Feedback zum Übungsspiel eines Klavierschülers geben. Es besteht dabei durchaus Einigkeit, dass ein (guter) Lehrer in jedem Fall einem Online-Kurs vorzuziehen ist. Aber Vieles spricht auch für das digitale Lernen (mindestens zur Begleitung von analogem Unterricht): Erstens, die Kosten; für den Einzelunterricht bei einem Klavierlehrer sollte man rund 30 bis 80 Euro pro Stunde veranschlagen, und da kommen schnell einige Tausend Euro zusammen. Im Vergleich dazu gibt es die Lern-APPs für 20 bis 30 Euro pro Monat, ein Kurs mit Online-Videos kostet insgesamt einige Hundert Euro. Zweitens, ein Klavierschüler kann sein Lerntempo sehr flexibel anpassen und die „Unterrichtseinheiten“ in völlig freier Zeiteinteilung nehmen.
Die Seite www.pianobeat.de gibt einen guten umfassenden Überblick über die Online-Angebote im deutschsprachigen Raum: Darunter der Online-Kurs „Spielend Klavier lernen“ vom ausgebildeten Klavierlehrer Franz Titscher, oder der Videokurs „Piano Komplete“ von Thomas Forschbach für Anfänger. Und dann gibt es noch populäre und battle-tested Lern-APPs. Da ist zum zum Beispiel www.skoove.com. Über eine Million Menschen nutzen schon die interaktiven Klavierkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, das Apple-App-Store Rating liegt bei 4,4. Die App lässt sich per MIDI-Kabels mit einem digitalen Piano verbinden, so kann das Lernprogramm überprüfen, ob ein Klavierschüler bei den Übungen und Liedern die richtigen Noten spielt bzw. im Rhythmus liegt; sogar mit akustischen Klavieren funktioniert dieses Feedbacksystem. Und wie eigentlich bei fast allen APPs gibt es auch ein Play-Along-Feature, wo man das Gefühl hat, mit einer Band zu spielen.
Ein zweites Beispiel ist die App www.yousician.com. Das Apple-App-Store-Rating liegt bei 4,5. Freunde von mir nutzen das für ihre Teenage-Kidz und sind begeistert. Jeder Song wird in verschiedenen Lerneinheiten erarbeitet. Zum Üben kann man das Tempo verändern oder auch die Lerneinheit auf die Linke oder rechte Hand fokussieren.
Und noch ein abschließendes Beispiel, nämlich die APP www.flowkey.com. Das Apple-App-Store-Rating liegt bei beindruckenden 4,7. Auch hier kann man etwa linke und rechte Hand separat üben. Und mit der „Loop-Funktion“ lassen sich die Abschnitte wiederholt üben, die etwas schwieriger sind. Über vier Millionen Menschen haben bereits erfolgreich mit flowkey gelernt. Dahinter steht übrigens ein Berliner Unternehmen. Das ist insofern relevant, als flowkey damit für deutsche Muttersprachler eine APP „made in Germany“ anbietet (in den Reviews anderer APPs kann man bisweilen nachlesen, dass neue Features etwa ausschließlich bzw. zumindest anfangs nur in Englisch verfügbar sind).
Die Lern-Apps haben jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen, eignen sich für verschiedene Zielgruppen jeweils mehr oder weniger. Manche APPs setzen eine MIDI-Kabelverbindung mit einem Digitalpiano (oder Keyboard) voraus, demgegenüber erkennt etwa Yousician gespielte Töne über das Mikro des Tablets; einige APPs wiederum stellen Print-fähige Unterlagen zur Verfügung, andere nicht. Und die Informationen zu Fingersätzen (wichtig für das Klavierspiel!) fällt in allen APPs unterschiedlich aus: Bei flowkey etwa sieht man immer, wie eine Übung bzw. eine Lied gespielt werden, es gibt eine Aufnahme des Klavierspiels mit rechter und linker Hand.
Grundsätzlich sollte man sich vor Erwerb einer APP einen Überblick verschaffen, und das ist auch gar nicht so schwer: Alle Apps bieten eine kostenlose Testphase, meist 7 Tage. Nachfolgend eine Review (in Englisch) zu flowkey: Dieses Video gibt einen guten Überblick, was state-of-the-art Lern-Apps für Klavier heutzutage bieten (sollten):
Wer schließlich das Instrument (halbwegs) beherrscht, der / die kann richtig loslegen. Notenmaterial für die Lieblingssongs und Klavierstücke findet man natürlich noch (ganz analog) im Musiknotenladen, aber eben auch online / digital. Zum Beispiel auf www.musicnotes.com. Hier gibt’s alles von Bach bis Metallica, und zwar in verschiedenen Arrangements. Die Lieder werden angespielt, der Schwierigkeitsgrad ist angegeben.
Eine andere Herangehensweise sind populäre Apps wie www.chordify.net. Das Apple-App-Store-Rating liegt bei bemerkenswerten 4,7 Sternen. Die App stellt für Pianisten die Akkorde von beliebig ausgewählten Songs bereit (die Song-Bibliothek ist riesig: nämlich im Grunde ALLE Songs auf YouTubeChordify) hat einen sehr hohen Spaßfaktor, hier kann man im Play-Along-Modus zu all den eigenen Lieblingssongs mitrocken … und es klingt irgendwie immer toll!Und wer über das Klavierspiel hinaus mit einem Musikstudio herumspielt, der kann sich die Akkorde aus Chordify auch gleich im MIDI-Format herunterladen. Man kann die APP auch hier per Bluetooth mit einem Digitalpiano verbinden und etwa den Song erstmal im Orignal hören, bevor man die Akkorde dazu auf den Tasten setzt. So sieht die Nutzeroberfläche von Chordify aus:
Das Lernkapitel Improvisieren mit Akkorden in der Lern-APP flowkey liefert für die musikalische Interpretationen des Akkord-Materials das richtige Handwerkszeug. Ich hab’s ausprobiert: Die Anleitung von flowkey ist ein guter Einstieg ins Improvisieren auf Basis von Akkorden.
Und last but not least. Jüngst habe ich mich mit Arturia Augmented Grand Piano beschenkt, einer interaktiven Software zur Erweiterung der Klangwelten für das Piano. Ausgangspunkt: Die aufwändigen Aufnahmen eines Steinway-Flügels. Und damit schließt sich der Kreis in diesem Blogpost ,- ) In nachfolgendem Video gibt’s einen Eindruck zu dieser wundervollen Sound-Bibliothek: