Die Corona-Krise und damit sichtbar gewordene Verwundbarkeit unserer Gesellschaft und Gesundheit sollte nicht darüber hinwegtäuschen: Noch nie in der Geschichte der Menschheit war die Lebenserwartung so hoch wie jetzt. Wir sind bis ins hohe Alter fit, nehmen mit 80 Jahren an Marathons teil oder reisen um die Welt. Wir können heute Krankheiten erfolgreich behandeln, die noch vor Jahrzehnten einem Todesurteil gleichkamen.

Dies ist zahlreichen Innovationen in der Medizin, in der Pharmazeutik und Diagnostik zu verdanken. Und dieser Innovationsprozess geht weiter – nicht zuletzt getrieben durch digitale Technologien. Vergleiche auch den Artikel: Digitale Geschäftsmodelle im Gesundheitssektor.

Schauen wir uns 7 spannende StartUps an, die die Zukunft des Gesundheitssektors mitgestalten. Fokus: Gründungen in Deutschland. Fokus: Junge Unternehmen (nicht älter als 7 Jahre). Viel Spaß beim Schmökern!

Ebenbuild

Dieses junge StartUps hat in Zeiten von Corona unzweifelhaft einen massiven Nachfrageschub erfahren. Das Unternehmen optimiert die künstliche Beatmung von Patienten mit akutem Lungenversagen. Die Software von Ebenbuild erstellt ein virtuelles, patientenspezifisches Modell der Lunge (einen: Digital Twin). Grundlage: Computertomografische Aufnahmen und Künstliche Intelligenz.

Gründung in 2019. In München. Webseite: www.ebenbuild.com

Epiqmax

Das US-amerikanische Unternehmen 23andme (Gründung: 2006) hat es vielfach in die Schlagzeilen geschafft mit dem Angebot zur Analyse genetischer Informationen (auf Basis einer Speichelprobe). Allein bis Anfang 2018 wurden die genetischen Informationen von über 3 Mio. Kunden analysiert. Auch Google hatte als Wagniskapitalgeber etwa 4 Mio. US-Dollar in das Unternehmen investiert. Kaum überraschend: Das Angebot berührt zahlreiche ethische Fragen, das Unternehmen stand zeitweise stark unter Kritik.

Das deutsche Unternehmen Epiqmax lässt sich der gleichen Industrie zuordnen. Das StartUp ist ein Spin-Off aus der LMU München. Ziel ist die Auswertung sogenannter epigenetischer Modifikationen. Es handelt sich um genetische Codes, die von Umwelteinflüssen verändert werden können; außerdem beeinflussen diese Modifikationen eine Vielzahl an Krankheiten.

Gründung in 2018. In Planegg (Bayern). Webseite: www.epiqmax.com

Weltenmacher

Jeder Patient möchte gerne von erfahrenen Ärzten und erfahrenem Pflegepersonal behandelt werden. Es vermittelt Sicherheit, wenn man weiß: Der Arzt hat einen Eingriff schon 300 Mal durchgeführt – erfolgreich hoffentlich! Eben darauf zielt das StartUp Weltenmacher ab. Es geht darum, medizinisches Personal mithilfe von Virtual Reality zu trainieren und mit Prozessen bzw. Instrumenten vertraut zu machen.

Gründung in 2017. In Düsseldorf. Webseite: www.weltenmacher.de

Canostix

Eine der nach wie vor gefährlichsten Krankheiten für den Menschen ist Krebs. Und hier gilt die Faustregel: Je früher die Krankheit erkannt wird, desto wahrscheinlicher ist ein Behandlungserfolg. Auf eben diese frühestmögliche Diagnose zielt das StartUp Canostix. Mithilfe einfacher Bluttests sollen Indikatoren für eine Erkrankung identifziert werden. Zum Einsatz kommt hier auch Maschinenlernen. Nachfolgend ein kurzes Video mit dem StartUp Pitch des Gründers von Canostix

Gründung in 2018. In Berlin. Webseite: canostix.com

GWA Hygiene

Covid-19 hat auch dem Produkt dieses Unternehmen einen Nachfrageschub verliehen. Denn mit diesem Produkt wird die Händedesinfektion in Krankenhäusern überwacht und optimiert. Die Übertragung von Krankheitskeimen wird damit minimiert. Hierfür werden bestehende Desinfektionsspender mit Sensortechnologie ausgestattet (Blue Tooth), die Daten werden in einer Cloud konsolidiert. Die Auswertung erfolgt berufsgruppenspezifsch, je Station und natürlich im Zeitverlauf. Das Motto: Mit Bits und Bytes gegen Keime.

Gründung in 2015. In Stralsund. Webseite: nosoex.com

Climedo

Die Durchführung von medizinischen Studien ist regelmäßig ein komplexes Projekt. Und das gilt für Zulassungsstudien, Beobachtungsstudien oder die klinische Nachbeobachtung. Warum? – Es sind regulatorische Rahmenbedingungen einzuhalten (z.B. EU MDR = Medical Device Regulation). Es werden im Zeitverlauf große Datenmengen erhoben. Der Datenschutz ist zu beachten. Eben dies unterstützt die Software Climedo.

Es handelt sich um eine zentrale Lösung für die Erhebung, Verwaltung und Auswertung klinischer Daten. Es eignet sich für internationale Studien, auch mit mehreren beteiligten Institutionen. Es enthält eine Vielzahl von Features wie Umfragen (eSurveys) oder Patiententagebücher (eDiary).

Gründung in 2017. In München. Webseite: climedo.de

RAMP

Kann KI bei der Diagnose von Krankheiten helfen oder nicht? Bereits heute wird KI im Bereich Röntenbildanalyse eingesetzt. Man erinnert sich aber auch daran, dass die Anwendung von IBM Watson im Klinikbereich mit der Uni Gießen im ersten Anlauf gescheitert ist. Dieses Scheitern relativiert allerdings Jochen Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Essen, in einem Interview mit t3n (PODCAST). Gut kuratierte Daten von hoher Qualität seien erforderlich, damit KI erfolgreich sein könne.

Das StartUp RampMedical knüpft hier an. Es unterstützt therapeutische Entscheidungen mithilfe von Evidenz and Künstlicher Intelligenz. Hierbei fokussiert das Unternehmen zunächst auf wenige Krankheitsbilder: Typ 2 Diabetes, Arterielle Hypertension, ambulant erworbene bakterielle Lungenentzündung und plättchenhemmende Therapien. Das StartUp arbeitet unter anderem zusammen mit der Charité Berlin sowie der Fakultätsmedizin der Universität Straßburg.

Gründung in 2015. In Berlin. Webseite: www.rampmedical.com

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Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.