Der Wirtschaftsrat der CDU e. V. vertritt als an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik die Interessen seiner Mitglieder aus der Wirtschaft. Diese Woche veranstaltete diese wirtschaftspolitische Plattform ein Event mit neun Stunden dicht getaktetem Programm mit den wichtigsten digitalpolitischen Entscheidungsträgern aus EU, Bund und Behörden sowie zahlreichen Spitzenkräften der Wirtschaft und der Wissenschaft. Veranstaltungstitel: Wirtschaftstag der Innovation – Digitalpolitische Agenda 2030 – Ideen für ein innovatives Deutschland ein einem souveränen Europa..

Vorträge und Diskussionsrunden waren hochkarätig besetzt; die hätten in gleicher Weise etwa in das Programm der großen Digitalkonferenzen hub.berlin (Bitkom) oder Digital X (Deutsche Telekom) gepasst. Die Konferenztechnologie war state-of-the-art.

Ich habe teilgenommen, nachfolgend die Key Messages aus den Programmhighlights aus meiner Sicht. Da die Workshops teilweise parallel stattfanden, kann mein Überblick folglich nur einen Ausschnitt aus dem Programm sein. Insgesamt aus meiner Sicht eine sehr gelungene Veranstaltung, ich werde nächstes Jahr wieder dabei sein. Natürlich sind keineswegs alle Analysen, wirtschaftspolitischen Erfolgsrezepte und Best-Practices neu – aber die Veranstaltung schafft einen aktuellen Überblick zum Stand der Dinge und setzt Impulse.

Plattformökonomie: Aus Fehlern im B2C lernen, um im B2B durchzustarten

Vergleicht man die Digitalisierung mit einem Fußballspiel, dann gilt: Europa hat die erste Spielhälfte um den B2C Markt klar verloren; nun läuft die zweite Spielhälfte um den B2B Markt, hier hat Europa mit einer starken Basis im Maschinenbau gute Chancen. In dieser Diskussionsrunde ging es eben darum: Wie muss sich Europa aufstellen, um im B2B Markt erfolgreich zu sein?

Die Diskussionsteilnehmer: Florian Roth (CIO, SAP AG), Angelika Gifford (Vice-President Zentraleuropa Facebook Germany), Karl-Heinz Streibich (Präsident acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und Prof. Dr. Kristina Sinemus (Hessische Staatsministerin für Digitale Strategie und Entwicklung). Da die Teilnehmer die diskutierten Forderungen grundsätzlich teilten (wenn auch mit anderen Akzenten), verzichte ich nachfolgend, die Redebeiträge den einzelnen Diskutanten zuzuordnen (bzw. nur in Ausnahmefällen).

Für das Ziel der Digitalen Souveränität Europas müsste man ein strategisch geplantes Programm über eine gesamte Dekade aufsetzen. Und dabei müsse Europa arbeitsteilig arbeiten, denn sonst sind wir zu langsam! Ganz grundsätzlich müssten wir europäisch denken – nicht mehr national: Und zwar bezogen auf alle Aspekte, darunter Märkte und KnowHow. Es gehört auch dazu, europaweit Standards zu schaffen. Und: Europa braucht ein Verhandlungspfand, nämlich eigene Kompetenzen (z.B. Chipkompetenz).

Im Hinblick auf Start-Ups wurde zunächst nüchtern festgestellt: Während im Jahr 2020 Investitionen in Start-Ups in Deutschland rückläufig waren, gab es in Großbritannien signifikantes Wachstum (!) – in Frankreich immerhin moderates Wachstum. Noch immer ist die Wachstumsfinanzierung (im Gegensatz zur Start-Up Finanzierung) eine Herausforderung in Europa. Prof. Dr. Sinemus wies darauf hin, dass Hessen ein eigenes Förderprogramm aufgelegt habe. Zu einer gesunden Start-Up-Kultur gehöre auch – so Frau Gifford – eine konstruktive Fehlerkultur, wo Scheitern (wie etwa in den USA) kein soziales Stigma wird. Herr Roth regte an, einen Europäischen Start-Up Fonds aufzusetzen und im Sinne einer Deregulierung Sandboxes zuzulassen.

Ebenfalls große Einigkeit beim Datenschutz. Es brauche eine Neudefinition des Datenschutzes. Datenschutz dürfe nicht andere Grundrechte dominieren (Mobilität, Bildung, Gesundheit). In dem Zusammenhang wurde auch auf eine Studie der Bitkom verwiesen, wonach jedes zweite Unternehmen auf Innovation wegen Datenschutz verzichte. Bis zu einem gewissen Grad schafft ein Werte-orientierter Datenschutz die Bereitschaft zum Mitmachen bei Digitalisierung – aber Überregulierung müsse vermieden werden.

Weitere Forderungen: Datenowner müssen sich zusammenschließen. Wir müssen Menschen bei der Digitalisierung mitnehmen. Und um Monopolisierungs-/Oligopolisierungstendenzen (mit Mißbrauchstendenzen) entgegen zu wirken, müsse dosiert reguliert werden; kein Laissez-Faire, sondern faire Spielregeln für alle (Senkung der Martkeintrittsbarrieren). Ein Instrument hierfür ist auch die Stärkung der Endnutzerrechte.

Innovation trifft Wertschöpfung: Roadmap für KI Made in Germany

Es ist eine Binsenweisheit: Deutschland bzw. Europa droht, im Tech War zwischen den USA und China zerrieben zu werden. Der Vorsprung der beiden Supermächte bei Technologien wie Cloud, aber auch Künstliche Intelligenz (KI) ist enorm. Vergleiche dazu auch den Blogpost: „Neues Wagen. Deutschlands digitale Zukunft zwischen den USA und China“ – Buchvorstellung und Buchkritik. Was tun?

Die Diskussionsteilnehmer: Anja Karliczek (Bundesministerin für Bildung und Forschung), Karsten Neugebauer (CEO G2K Group), Markus Ochsner (Vorsitzender des Vorstands ABB Deutschland), Prof. Dr. Manfred Hauswirth (Geschäftsführender Institutsleiter Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme), Christian Winterhalter (Deutsches Institut für Normung), Dr. Rasmus Rothe (Co-Founder & CTO, Merantix)

Bundesministerin Karliczek weist darauf hin, dass eine Initiative in der Einrichtung der www.plattform-lernende-systeme.de besteht: Auf dieser Plattform können sich Unternehmen über Chancen und Umsetzungstrategien informieren, die Plattform befördere auch das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Forschung. Im gleichen Atemzug fügt die Ministerin hinzu: Nur kleiner Teil mittelständischer Unternehmen setze sich gegenwärtig mit der Bedeutung von KI für deren Geschäftsmodell auseinander; diese Initiative solle nun ausgebaut werden.

Exkurs: Wo stehen wir heute bei KI und was können wir in den nächsten Jahren erwarten? – Vergleiche den Blogpost: Die KI-Revolution: Was geht schon? Was kommt bald? Exkurs Ende

Karsten Neugebauer weist mahnend darauf hin, dass Entscheidungsprozesse in Politik und Behörden schlicht zu langsam seien. Er illustriert dies mit folgendem Beispiel: Der FC Bayern und das Unternehmen G2K Group hätten ein (erprobtes) Sicherheitskonzept für ein Fußballspiel in München eingereicht, und zwar im Dezember des Vorjahres. Bis dato (also: Anfang Juni) sei keine Entscheidung getroffen worden. „Es gibt Entscheidungsträger, die nicht entscheiden.“. Prof. Hauswirth pflichtet bei: Die Politik arbeite noch nach dem Wasserfallmodell; man müsste nun agiler werden und nach den Methoden Agilität und DevOps vorgehen.

Auch das Thema Datenschutz, mit vergleichbarer kritischer Einschätzung wie in der bereits beschriebenen Diskussionsrunde. Was Professor Hauswirth optimistisch stimmt: Privacy by Design könne ein Ausweg aus dem Dilemma zwischen Datenschutz und unternehmerischen Anforderungen bieten. Hiernach werden nur die Daten weitergegeben, die in der Wertschöpfungskette upstream / downstream wirklich gebraucht werden. Privacy by design ist gegenwärtig allerdings noch in der Forschungsphase, noch nicht in der Praxis angekommen.

Markus Ochsner berichtet aus der Praxis, dass mittelständische / große Unternehmen für eine Innovations-orientierte Zusammenarbeit mit Start-Ups auch umdenken müssten; es gälte vor allem, Denken und Prozesse in eingefahrenen Mustern abzulegen. Übrigens gelte, viele Start-Ups wollten sich gar nicht kaufen lassen. Vergleiche dazu auch den Blogpost: Zusammenarbeit mit StartUps als strategische Option für Digitale Transformation: Worauf Sie achten müssen

Security by Design: Cybersicherheit als Innovationsmotor für Deutschland

Es ist bekannt: Die Anzahl der Cyberattacken nimmt zu, die Anzahl erfolgreicher Attacken sowie die Schadenssummen ebenfalls. Vergleiche dazu den Blogpost: Kleine Chronik der Cyber Attacken. Experten sind sich einig, dass die Attacken zunehmen werden, nicht zuletzt aufgrund 5G / 6G, Internet of Thinks und derlei mehr. Die Diskussionsrunde beleuchtet den Handlungsbedarf und die daraus erwachsenden Chancen für die Deutsche Digitalindustrie.

Die Diskussionsteilnehmer:Arne Schönbohm (Präsident des BSI), Paul Kaffsack (CEO, Myra Security GmbH), Axel Deininger (CEO, secunet Security Networks), Prof. Timo Kob (Vorstand HiSolutions). Anders als das trockene Thema der Sicherheit vermuten ließ, war diese Runde äußerst lebhaft und witzig, nicht zuletzt dank der engagierten Moderation durch Prof. Timo Kob.

Zunächst einmal ordnete Arne Schönbohm die Behörde BSI im globalen Kontext ein: Das BSI ist die größte Cybersicherheitsorganisation Europas. Und auch die vom BSI orchestrierte „Allianz für Cyber-Sicherheit“ ist mit ca. 5.000 Mitgliedern europaweit die größte Vereinigung ihrer Art. Gerade angesichts der wachsenden Anzahl an Cyberattacken nehme die Bedeutung des BSI zu: Weltweit gibt es bereits über eine Milliarde (sic!) Schadsoftwareprogramme, jeden Tag kommen 300.000 bis 400.000 neu hinzu. Das BSI setze in diesem Kontext Sicherheitsstandards und Werkzeuge für die Unternehmenspraxis. Der BSI Grundschutz ebenso wie der Standard C5 (Cloud Computing Compliance Criteria Catalogue) seien Exportschlager. Nun komme das Sicherheitskennzeichen des BSI hinzu. Vergleiche dazu auch den Blogpost: IT Sicherheitsgesetze und IT Sicherheitsstandards – ein Überblick

Global betrachtet dominierten im Unternehmensbereich vor allem Player aus den USA und Israel. Der „europäische Platzhirsch“ Secunet hat insgesamt (nur) 700 MA, Myra nochmals weniger. Man dürfe sich aber von der Dominanz der Player aus den USA und Israel nicht täuschen lassen, das wird in der Runde immer wieder betont: Technologisch spielt Deutschland in punkto Sicherheitstechnologie ganz vorne mit. Die größte Sicherheitsfachmesse sei im Übrigen nicht die RSA in den USA, sondern die itsa in Nürnberg. Wo liegt also der Hemmschuh? Zum einen, so weist Axel Deininger darauf hin, gäbe es in den USA ein „anderes finanzielles Umfeld“, nicht zuletzt mehr Venture Capital. Es fließe unter anderem mehr Geld in Marketing, in die Aufmerksamkeitsökonomie. Zum anderen werden im Beschaffungsprozess kleinere Unternehmen benachteiligt, frei nach dem Motto „Wer Siemens kauft, ist noch nicht gefeuert worden“.

Insgesamt begrüßen die Diskutanten, dass inzwischen ein Umdenken hinsichtlich der Bedeutung von Cyber Security eingesetzt hätte. Vielfach werde Cyber Security noch als „Kostenblock“ gesehen, und nicht als Grundvoraussetzung für Digitalisierung. Das Sicherheitsgesetz hätte diesen Prozess unterstützt. Arne Schönbohm betont in dem Zusammenhang: Informationssicherheit ist Risikomanagement und muss Chefsache sein. Das Thema könne man nicht an den „Fachknilch“ delegieren. (wie gesagt, es war eine unterhaltsame Diskussionsrunde – und dabei äußerst informativ)

Angesichts der Bedrohungen durch wachsende Cyberkriminalität betonte Axel Deininger: Security by design sei die richtige Antwort. Man müsse sich aber bewusst sein, dass man das nicht mal eben nachträglich ergänzen könne. Security by design setze bei der Gesamtarchitektur an (und erfordere ein tiefes Architektur-Verständnis), und dies erfordere ein lange Vorlaufzeit.

Und was ist mit dem IT Fachkräftemangel? Bremst das die deutsche Cyber Security Industrie aus? Arne Schönbohm diagnostiziert für das BSI keine Engpässe: Das BSI sei beliebter Arbeitgeber; viele Mitarbeiter identifizierten sich mit dem „Purpose“ des BSI, sie wollten zudem an der Speerspitze der Technologie arbeiten. Die secunet hat hier auch keinen Engpass, allein in 2020 sind 100 neue Mitarbeiter hinzugekommen. Und MYRA ist um 100% gewachsen in den letzten 12 Monaten – hier gilt, dass Mitarbeiter aus der ganzen Welt angeworben werden.

Wo gibt es nun Verbesserungsbedarf?Bei der Beschaffung (vgl. oben) sollte man die Hidden Champions der Deutschen Digitalindustrie mehr mit den (DAX) Unternehmen zusammenbringen. In gleicher Weise sind Ansatzpunkte zu entwickeln, wie Start-Ups von den Ökosystemen einer Firma wie Bosch profitieren könnten oder in secunet eingebunden werden. Und während die Ausbildungsinstitutionen in Deutschland sehr gut aufgestellt seien, sollte man erfolgreiche Kooperationsmodelle wie in den USA nach Deutschland bringen. Stichwort NCFTA Pittsburgh (The National Cyber-Forensics and Training Alliance): Hier arbeiten Behörden und Unternehmen gemeinsam mit state-of-the-art Technologien an Fällen des FBI.

Innovationsimpulse: Ideen für ein innovatives Deutschland in einem digital souveränen Europa

Zwei der Innovationsimpulse / Key Notes möchte ich vorstellen. Zum einen den indisch-stämmigen Unternehmer Dr. Gunjan Bhardwaj: Sein Unternehmen Innoplexus kann man als Google für die Onkologie bezeichnen (zur Webseite: www.innoplexus.com). Auf Basis seiner Erfahrung beim Aufbau seines Unternehmens in Deutschland (genauer: in Frankfurt / Main) sieht er folgende drei Empfehlungen: Erstens, es habe sechs Monate (sic!) gebraucht, um in FFM ein Hochgeschwindigkeitsinternet zu bekommen („so kann man kein KI Weltmarktführer werden“). Zweitens, Förderung der Ausbildung in den MINT-Fächern. Drittens, um die Grundlagen für eine wettbewerbsfähige Datenökonomie zu schaffen: „Wir kochen alle unsere eigene Suppe“ (Frankreich, Deutschland, …). Keiner wolle Daten teilen, das sei seine Erfahrung beim Aufbau von Innoplexus, das Daten rund um Krebstherapie, Krebsmedikation, Forschung und mehr integriert und Betroffenen zur Verfügung stellt.

Der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND, Rafael Laguna de la Vera, lieferte eine interessante (und optimistische) Perspektive für die Europäische Digitalindustrie. Betrachte man Technologiezyklen langfristig, dann seien neue Technologien in der ersten Phase zunächst einmal „dreckig“. Das lässt sich gut nachvollziehen am Beispiel der Motortechnologie, die in der ersten Phase verbunden war mit stinkenden und lärmenden Motoren, Unfällen / Verkehrstoten und derlei mehr. In der zweiten Phase werden inkrementelle Verbesserungen umgesetzt – und eben hier lägen auch die Stärken der deutschen Ingenieurskunst. Diese Phasen lassen sich natürlich auch analog für die digitale Technologie feststellen: Cyber Attacken, Cyber Mobbing, vorurteilsbehaftete KI-Algorithmen (vgl. GPT-3) monopolistische Plattformen und eine Technologie, die noch immer einen enormen Energiebedarf habe (vgl. z.B. die aktuelle Diskussion um Bitcoin).

Chancen sieht Rafael Laguna de la Vera für die Europäische Digitalindustrie bei der Weiterentwicklung der Digitalisierung in Verbindung mit europäischen Werten und Prinzipien wie Souveränität, Freiheit und Ähnliche. Optimierungspotential gebe es in vielerlei Hinsicht. So basiere die Chiparchitektur heute noch immer auf der von Neumann-Architektur, die bereits 75 Jahre alt ist (auch darum die hohe Energieintensität). Und während das Internet mit partizipatorischen Idealen entstanden ist, entstünden heute immer mehr geschlossene Ökosysteme. Alternativ hierzu ließen sich Plattformen entwickeln, die sich am Prinzip der „offene Föderiertheit“ orientieren: Jeder kann beitreten, genehmigungsfrei (man muss sich nicht „einkaufen“). Die Algorithmen zur Verarbeitung von Daten basieren auf Transparenz, jeder kann nachvollziehen, wie Daten verarbeitet werden, welche Daten verarbeitet werden – als Grundlage für Souveränität.

Exkurs: Die Stoßrichtung offener Plattformen findet sich übrigens auch in Büchern wie Titelverteidiger: Wie die Deutsche Industrie ihre Spitzenposition auch im Digitalen Zeitalter sichert. Die Autoren verweisen auf folgenden Zusammenhang: „Die wertvollsten Daten werden von solchen Plattformen generiert, die nach vielen Seiten hin offen sind und die Fähigkeit semantischer Interoperabilität besitzen. (…) In Deutschland sind jedoch bisher nach einer Untersuchung von Accenture aus dem Jahr 2018 nur 16 Prozent aller Plattformen auf diese Weise organisiert. Mehr als ein Drittel ist einseitig orientiert und erlaubt keine Partizipation Dritter. Ein weiteres Drittel ist zwar nach vielen Seiten offen, aber bleibt dennoch interessierten dritten Parteien gegenüber verschlossen.“ (S. 216 f).Exkurs Ende

de la Vera kommt auch kurz auf die DSGVO zu sprechen. Global sei dieser Vorstoß zur Entwicklung eines Standards für Datenschutz gut angekommen (einige Ländern kopieren dies) – aber er konzediert: Es sei eine Regulierung, die auch „manchmal überschießt“. Vergleiche dazu übrigens auch den Blogpost: Europäische Regulierung von KI: Der Stand der Dinge und der Brüssel-Effekt

Nachtrag: Im Anschluss an die Veranstaltung des Wirtschaftstages habe ich mich noch etwas mit dem Impuls von Rafael Laguna de la Vera beschäftigt. Der Unternehmer und Direktor von SprinD denkt grundsätzlich systemisch, was ihm eine sehr umfassende Perspektive verschafft, um das Potential von (Sprung)Innovationen bzw. von vorgelegten Ideen einzuschätzen. Im nachfolgenden Video führt er den hier skizzierten Gedanken noch etwas weiter aus. Das Video ist aktuell, seine Keynote beläuft sich auf ca. 25 Minuten.

Smart Cities Made in Germany

Abschließend noch ein paar interessante Fakten aus einem Vortrag zum Thema Smart Cities Made in Germany. Referent: Markus Giehrl von NTT. Ich hatte mich für diesen Workshop insbesondere deshalb interessiert, da ich über derlei Smart City Projekten in Deutschland kaum etwas lese. Ich bin mit dieser Wahrnehmung auch nicht alleine, wie eine Live-Umfrage in dem Workshop gezeigt hat (es waren im Übrigen deutlich mehr als 30 Teilnehmer an dem Workshop):

Quelle: Live-Umfrage in Workshop zu Smart Cities in Deutschland, Wirtschaftstag der Innovationen

Diese Einschätzung wurde im Übrigen vom Referenten bestätigt. Die Leuchtturm-Projekte aus dem Vortrag des Referenten bezogen sich vor allem auf Städte aus Australien oder den USA. Da NTT ein japanisches Unternehmen ist, nimmt es nicht wunder, dass ein Smart City Projekt in Japan weitergehend beleuchtet wurde. Der Auto- und Technologiekonzern Toyota entwickelt zusammen mit NTT quasi „auf dem modernen Reißbrett“ eine Smart City. Auf einem ehemaligen Produktionsgelände von Toyota entsteht eine Smart City mit hohem Automatisierungs- und Komfortgrad. Für mehrere Tausend Menschen. Und zwar nicht nur für Tech-affine Bürger, sondern ganz gezielt auch für Menschen der älteren Generation. Das Besondere: Die Stadt wird zunächst als „Digital Twin“ konzipiert (=“modernes Reißbrett“), so dass etwa im Planungsprozess simuliert werden kann, wie Menschen (also: Prototypen / Digital Twins) mit Gebäuden oder auf öffentlichen Plätzen interagieren.

Etwas weniger „Zukunftsvision“, sondern konkrete Anwendungsfälle im Hier und Jetzt: Im Kontext der Covid-Krise wurden in einer australischen Stadt die Auslastungen für die Züge aller öffentlichen Züge ermittelt, inklusive Prognosen. Zielsetzung: Maximal 25% Belegung. Diese Analysen / Prognosen wurden schließlich den (künftigen) Fahrgästen zugespielt, so dass diese entscheiden konnten: Fahre ich später oder auf einer anderen Route, um geringere Auslastung zu nutzen.

Die Zielsetzungen der Telekommunikationsbranche für IoT-Netzwerke sind im Übrigen ambitioniert (aber nicht völlig unrealistisch): Reduktion des Stromverbrauchs für Sensoren um Faktor 100. Erhöhung der Übertragungsrate um mehr als Faktor 100.

Wer das Thema Smart Cities vertiefen möchte: Der Referent verwies in seinen Ausführungen auf eine Studie von CapGemini, die unter folgendem Link heruntergeladen werden kann: Street Smart: Putting the citizen at the center of smart city initiatives

Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.