Autonome Roboter und Künstliche Intelligenz dominierten das Themenfeld der Hannover Messe 2025 (31. März bis 4. April). Mit rund 4.000 Ausstellern aus 60 Ländern und rund 130.000 Fachbesuchern bot die weltweit größte Industriemesse einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der industriellen Innovation.
Was erkennbar ist: KI kommt immer mehr in der Praxis im Maschinen- und Anlagenbau an. Zwar hätten Technologien wie selbstlernende Systeme lange erhebliche Kenntnisse im Bereich Data Science erfordert und wurden im industriellen Umfeld – insbesondere im Mittelstand – nur zögerlich genutzt. Das das sich geändert, die Technologie wurde signifikant vereinfacht. Nach einer brandaktuellen Bitkom-Befragung nutzen bereits 42 Prozent der deutschen Industrieunternehmen KI in der Produktion, weitere 35 Prozent planen den baldigen Einsatz. Häufige Anwendungen sind die Überwachung von Maschinen, die Steuerung von Robotern und Fahrzeugen sowie die Optimierung des Energieverbrauchs.
„Die nächste Generation von Managern wird ein Team aus Menschen und KI-Agenten leiten“, so formulierte es Siemens-Chef Roland Busch bei der Eröffnungsfeier der Hannover Messe.
Das Handelsblatt hebt hervor, dass eine der bisher am weitesten verbreitete KI-Anwendung in der Industrie die Qualitätssicherung [ist]. Der Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN hat zum Beispiel mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (Fraunhofer IAIS) das KI-System Alvisto entwickelt, das die Lackierung von Fahrzeugen überwacht. Alvisto scannt Oberflächen und erkennt Schäden sowie Produktionsfehler. Dabei kommt eine KI zum Einsatz, die datenbasiertes Maschinelles Lernen mit Expertenwissen kombiniert – und auch logischem Schlussfolgern. Im Dezember 2023 wurde Alvisto in der Produktion bei MAN installiert und identifiziert inzwischen sogar im Lack eingeschlossene Staubkörner. Seit Januar 2025 wird das KI-System in der Serienfertigung bei MAN genutzt.
Machen wir einen kurzen Exkurs zu den KI-Fähigkeiten bzw. KI-Capabilities der deutschen Anbieter. Hier ist ein differenzierter Blick erforderlich. Das Rennen um die führenden Lösungen rund um generative KI finde – wie sich den Medien leicht entnehmen lässt – weitgehend ohne deutsche Player statt. Prof. Michael Färber, ScaDS.AI und TU Dresden etwa gibt sich darum auch vorsichtig: “Wir müssen jetzt nur aufpassen, dass wir den Zug nicht verpassen. Die letzten Jahre hat’s so ausgesehen, dass da andere Nationen uns das ein bißchen oder eklatant abhängen.“
Setzt man Fokus auf den spezifischen Markt des Anlagen- und Maschinenbaus, hellt sich das Bild auf, da hier Engineering KnowHow und Data Science (jenseits LLM) erfolgsentscheidend sind. Hier formuliert Prof. Claus Oetter, Geschäftsführer des Fachverband Software und Digitalisierung und Leiter der Abteilung Informatik beim VDMA e.V.: „Ich sehe auch für Deutschland und Europa eine tolle Zukunft, wenn das so weiter geht. (…) Wir haben viele Anwendungen, die schon umgesetzt sind und wir müssen sie nach draußen transportieren, damit sie auch wahrgenommen werden. Es ist im Maschinen- und Anlagenbau komplexer als ein ChatGPT … aber da müssen wir uns bemühen.“. Kurz: Die Zukunftschancen deutscher Anlagen- und Maschinenbauer sind nach wie vor hochattraktiv.
Siemens etwa stellte aus dem Bereich Prozessautomatisierung einen Ansatz vor, wie sich etwa Die Medikamentenproduktion (Stichwort: Pandemie) durch Virtualisierung optimieren lässt. Hierbei spielt KI eine wichtige Rolle, erforscht etwa Medikamente und entwirft passende Produktionsanlagen. Eine Virtualisierung dieser gesamten Wertschöpfungskette ist mit dem Vorteil verbunden, dass sich auf einer solchen Basis Produktionsanlagen virtuell testen und optimieren lassen – bevor überhaupt wirklich eine Anlage gebaut wird und einen Wirkstoff hergestellt wird. Das führt klar zu höherer Schnelligkeit und höherer Effizienz.
Und last but not least ein Blick auf Effekte aus der aktuellen geopolitischen Dynamik: IONOS etwa bestätigt, dass in den vergangenen Monaten – getrieben von den geopolitischen Entwicklungen – die Nachfrage insbesondere aus den regulierten Branchen nach DSGVO-konformen Cloud-Services angezogen hat (und das Unternehmen bestätigt ebenfalls, für einen Nachfragepeak kapazitativ vorbereitet zu sein). Auch StackIT bestätigt, dass man heutzutage niemandem mehr den Begriff „Digital Souveränität“ erklären müsse.