Die 20te Auflage der HOT diese Woche hat einen Besucherrekord erzielt: Fast 300 Teilnehmer, und das nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa: Schweiz, Österreich, Italien, Frankreich, Dänemark, Israel (mit Teilnehmern aus diesen Ländern habe ich persönlich gesprochen, vielleicht waren noch weitere Länder vertreten).

Dieser Besucherrekord lässt sich einfach erklären: Der Veranstalter, die HORIZONT IT GmbH vermarktet die Veranstaltung regelmäßig als größte Fachtagung für Workload Automation in Europa. Aus den Gesprächen mit verschiedenen Teilnehmern wird aber deutlich, dass die HOT im Grunde die einzige Fachtagung zu WLA europaweit ist. Hier kommt die WLA-Szene zusammen: Die größten Softwarehersteller nutzen die HOT seit Jahren als Forum für Ihre Produkte und neuen Features: Beta Systems, BMC, Broadcom CA, IBM, Stonebranch, HCL und weitere.

Die Auswahl an Vorträgen ist hoch, bisweilen laufen 3 Speaker-Tracks parallel. Folglich konnte ich mir nicht alle Vorträge anhören, möchte aber nachfolgend spannende Insights aus zwei Vorträgen vorstellen, die für mich Highlights der Veranstaltung waren.

Beyond Workload Automation: Orchestrating the Future of Cloud-Driven IT

Dan Twing (zum LinkedIn-Profil: HIER KLICKEN), President und COO der Analystenfirma Enterprise Management Associates (kurz: EMA), gibt einen Überblick zu Trends und Veränderungen im Markt für Workload Automation.

Dan Twing weist zunächst – wie einige andere Vortragende auch – auf einige Veränderungen bei den Rahmenbedingungen für Workload Automation hin: Die Komplexität in den Rechenzentren nimmt zu (verschiedene Plattformen, Hybrid Cloud, zunehmende Bedeutung von Containerisierung, …), steigende Compliance- und Security-Anforderungen, Chancen aus KI und wachsender Einsatz verschiedenster Automatisierungstools (z.B. RPA) und: Unternehmen durchlaufen einen Prozess der Digitalen Transformation.

Soweit die Ausgangssituation. Gerade letztere Punkt, nämlich die „Digitale Transformation“ vieler Unternehmen, verändert signifikant die Anforderungen an Workload Automation. Um diese Veränderungen greifbarer zu machen, legt die EMA eine Klassifizierung für die „Digital Transformation Maturity“ von Unternehmen zugrunde. Auf Basis einer Stichprobe von 264 Unternehmen ergibt sich eine Verteilung dieser „Digital Transformation Reifegrad“ wie folgt:

  • 1%: Noch nicht gestartet
  • 34%: Early Stage / Vorbereitungsphase
  • 44%: Digital Transformation ist Work-on-Progress
  • 16%: Mature
  • 5%: Gen 2.0 / Digital Leadership: Digital is embedded throughout the entire organization and is driving innovation, R&D, value delivery, digital technologies adoption, strategy development, and day-to-day operations. The company outperforms its peers in key digital metrics and sees digital as an essential driver of business.

    Mit wachsendem Digitalisierungsgrad nehmen etwa die „traditionellen Batch“-Jobs im Rechenzentrum an Bedeutung ab – nicht etwa, weil das Volumen an Batch-Jobs zurück ginge, sondern weil Aufgaben wie „event-driven automation“, „background support for online interactive applications“, „big data managing data pipelines“ oder „Workflow automation and orchestration“ stark zunehmen.

    Die Unterschiede sind signifikant: Für den niedrigsten Reifegrad in der „Digitalen Transformation“ (Noch nicht gestartet) liegt der Anteil an traditionellen „Batch Jobs“ noch bei rund 23%, während dieser Anteil bei der Kategorie „Gen 2.0 / Digital Leadership“ auf unter 10% gesunken ist. Der Anteil etwa bei den Jobarten „Workflow automation and orchestration“, „On-premises infrastructure configuration“ oder „public cloud infrastructure configuration“ liegt für Unternehmen vom Typ „Gen 2.0 / Digital Leadership“ rund doppelt [!] so hoch bei Unternehmen mit dem geringsten Fortschritt bei der Digitalen Transformation.

    In dem Maße, wie Unternehmen im Zuge der „Digitalen Transformation“ verschiedene Automatisierungstools einführen, steigt auch die Forderung nach einem zentralen Orchestrierungstool für die diversen Automatisierungs-Prozesse im Unternehmen. Hier werden zunehmend die NextGen-Workload Automation Tools als Antwort gesehen – Workload Automation wird also zunehmend zum Meta-Orchestrator, zu einem Orchestrierungs-Werkzeug über verschiedene Tools hinweg. Eben darum sind für NextGen WLA-Tools die Integrationen zu den gängigen Tools erforderlich, von APIs zu ITSM-Tools ebenso wie für RPA-Anwendungen.

    Unternehmen der Kategorie „Gen2.0 / Digital Leadership“ sehen ganz überwiegend (80% !!) Workload Automation Tools als geeignetste Tools, um diese Orchestrierung zu leisten. Dabei lässt sich die Abgrenzung zwischen Automatisierung und Orchestrierung etwa wie folgt vornehmen:

    (Traditionelle) Automatisierung:
  • Verwendung von Technologie, um manuelle Aufgaben durch automatisierte Prozesse zu ersetzen, die Effizienz zu steigern und menschliche Eingriffe zu reduzieren.
  • Konzentriert sich auf die Rationalisierung von routinemäßigen und sich wiederholenden Aufgaben.
  • Einzelne, repetitive und regelbasierte Aufgaben.
  • Orchestrierung:
  • Koordination komplexer, end-to-end Arbeitsabläufe, die mehrere Aufgaben, Systeme und Stakeholder umfassen.
  • Erreichen spezifischer Geschäftsziele durch nahtlose Verbindung und Optimierung von Prozessen – dabei bereitet die Anwendung Entscheidungen vor.
  • Komplexe Arbeitsabläufe über Komponenten hinweg, komplizierte Prozesse, Entscheidungslogik, Echtzeitkoordination.
  • Beispiele: IT-Service-Bereitstellung, Incident Response, Auto-Remediation und komplexe Geschäftsprozessautomatisierung, Steuerung andere Automatisierungstools.
  • Es zeigt sich, dass im Verlauf des Prozesses der „Digitalen Transformation“ und mit der veränderten Rolle von WLA auch die Wahrscheinlichkeit für einen Wechsel der eingesetzten WLA-Software steigt. Also: Mit veränderten Anforderungen an diese Orchestration Capabilities werden bestehende Anwendungen hinterfragt und neue Tools betrachtet. Der Redner erwartet insbesondere für Asien in absehbarer Zukunft Veränderungen im WLA-Markt, da dieser Prozess der Digitalen Transformation dort später eingesetzt habe als etwa in den USA.

    In dem Zusammenhang verweist Dan Twing auf die Ergebnisse des EMA Radar von Oktober 2023, in dem eben diese Anforderungen an zukunftsfähige WLA-Tools auch abgebildet sind:

    Last but not least stellt Dan Twing noch einige Schlussfolgerungen für Workload Automation aus seiner jüngst veröffentlichen Studie vor: ”Data in Motion: Orchestrating File Transfers and Data Pipelines in the Cloud Era” (von Mai 2024)

    Die Daten / Graphiken (aus eben dieser Studie) sprechen im Grunde für sich selbst:

    Und:

    Next-Generation Log Management

    Dan Twing benannte zudem 4 wichtige Trends für WLA, darunter: „Drive to increase Observability“.

    Moderne WLA wie etwa ANOW! haben umfangreiche Observability Capabilities integriert. Die Möglichkeiten und Anforderungen an Observability im Rechenzentrum gehen aber durchaus darüber hinaus, die Softwareindustrie beginnt, hierauf zu reagieren.

    Ein vielversprechendes Tool für diese wachsenden Anforderungen an Observability ist das Produkt logNOW, das vorgestellt wird von Christian Vaters, Senior Produktmanager at HORIZONT Software GmbH (zum LinkedIn-Profil: HIER KLICKEN).

    Observability wird hier verstanden als Evolution des Monitoring bzw. NextGen Monitoring. Im Unterschied zum klassischen Monitoring geht es nicht nur darum, bekannte Probleme zu identifizieren, sondern darum unbekannte Probleme zu identifizieren. Es geht um Anomalie-Erkennung, tiefere Einblicke in die Ursachen und Zusammenhänge von Systemen, um Action Recommendation und eine (automatisierte) Dokumentation von Fehlern / Problemen in Ticket Systemen … und all das verbunden mit einem revisionssicheren Archiv.

    Das Produkt logNOW bietet hierbei einen holistischen Blick auf Prozesse, Anwendungen sowie die Infrastruktur:

    Das Tool für NextGen Observability bietet für diese holistische Sicht mächtige Schnittstellen zu einer Vielzahl von Anwendungen, Datenbanken und Plattformen … sowie ein revisionssicheres Archiv:< /p>

    Eine der Grundlagen für die so verstandene Observability ist OpenTelemetry, ein Open Source Projekt, das zur Instrumentierung, Generierung und Sammlung von Metriken, Traces und Logs in Cloud-Native Umgebungen entwickelt wurde.

    Der Referent Christian Vaters hat einen Prototypen vorgestellt, ein Produkt-Release ist für Januar 2025 geplant.

    Weitere spannende Vorträge

    Die Slides-Decks zu allen Vorträgen werden den Teilnehmern zur Verfügung gestellt. Bei Interesse an den Slides der ein oder anderen Veranstaltung (oder auch der Studie „Data in Motion: Orchestrating File Transfers and Data Pipelines in the Cloud Era“) können Sie auch gerne auf mich zukommen.

    Nachfolgend einige weitere ausgewählte Vorträge, das gesamte HOT24-Vortragsprogramm finden Sie (zumindest noch für einige Tage) auf der Webseite der HORIZONT IT GmbH:

  • AutomateNOW! The Next Generation Workload Automation and Orchestration, Referentin: Melahat Elis (Director Product Strategy & Development Cloud, Beta Systems)
  • Zukunftssichere IT-Automatisierung: Die Lücke zwischen On-Premises und Cloud überwinden, Referenten: Thorsten Müller und Yuriy Pelyak (Stonebranch)
  • Migration Stonebranch z/OS auf BMC Control-M, Referenten: Sven Pophal (IVV) und Danilo Oratello (HORIZONT)
  • Projektbericht Einführung ProcMan für Control-M, Referent: Christian Gorni (Externer Berater für FI-TS)
  • Zum Weiterlesen

  • Wie sich Workload Automation Software aktuellen Trends und neuen Anforderungen anpasst
  • Cloud Repatriation: Warum Unternehmen Workload ins eigene RZ zurückholen
  • Blick in die Zukunft: Der „Tech Trend Report 2024“ des Future Today Instituts
  • Author

    Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.