Serverless Computing klingt geradezu futuristisch. Was meint das? Bezieht sich das auf Quantencomputing oder den Analogcomputer?

Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Buzzword der Public Cloud Provider, die damit ein spezifisches Angebot vermarkten. Serverless Computing ist kein völlig neuer Trend – das Angebot selbst gibt es bereits seit einigen Jahren. Nämlich: Von Public Cloud Providern werden Backend-Services nach dem Pay-as-you-Go-Prinzip angeboten. Und Entwickler müssen sich um die Infrastruktur nicht kümmern. Hierbei werden aber weiterhin physische Server eingesetzt – nur muss sich der Entwickler darum eben nicht mehr kümmern. Weder um Speicherplatz oder Security Updates, noch um Skalierung. Auch nicht um Themen wie DDoS.

Serverless Computing leitet sich damit aus Platform-as-a-Service ab (kurz: IaaS, eine Erläuterung findet sich HIER): Und wo wir gerade beim Thema X-as-a-Service sind: Wenn Sie das Buzzword FaaS (Function-as-a-Service) im Kontext von Serverless auch schon einmal gehört haben: Dabei handelt es sich um einen Teil (bzw. eine Untermenge) von Serverless Computing; mit FaaS wird Anwendungscode als Reaktion auf Events ausgeführt.

Was heißt Pay-as-you-Go? – Es werden nur BackEnd-Dienste bezahlt, die tatsächlich in Anspruch genommen werden. Fährt nach dem Weihnachtsgeschäft die Nutzerlast auf den Servern herunter, dann fällt auch die Rechnung nach dem Pay-as-you-Go Prinzip niedriger aus.

Vorteile von Serverless Computing

Public Cloud Provider führen typischerweise die folgenden Vorteile für das Serverless Computing auf. Erstens, geringere Kosten. Wenn Betreiber von Web-/Cloud-basierten Diensten hohe Spitzen abfangen müssen, dann müssen diese Unternehmen die gesamten Hardwareinvestitionen auf eben diese Spitzen ausrichten (z.B. für das Weihnachtsgeschäft); das kann teuer sein. In diesem Fall zahlt das Unternehmen Speicherplatz, Rechenleistung und CPU, die gar nicht genutzt wird. Hier ist Serverless Computing eine interessante Alternative. Das gilt im Umkehrschluss nicht, wenn diese Hardware zeitlich konstant und gleichmäßig ausgelastet ist.

Zweitens, einfache Skalierbarkeit. Das Fintech-Start-Up N26 hatte zeitweise 10 000 neue Nutzer pro Tag (!). Dies erfordert die Fähigkeit, reibungslos zu skalieren. Gerade Start-Ups (oder Unternehmen mit starker Wachstumsdynamik) haben eine hohe Wertschätzung dafür, eine solche Serviceleistung zu nutzen, damit sie sich auf das Kerngeschäft fokussieren können.

Drittens, Vereinfachter Back-End Code. Serverless Computing ist nicht einfach das Versprechen, dass die Serverleistung automatisch skaliert und state-of-the-art Security Anforderungen entspricht. Entwicklern werden auch diverse Features bereitgestellt, die die Entwicklung vereinfachen. Zum Beispiel den bereits erwähnten Function-as-a-Service: Entwickler können damit Funktionen erstellen, die unabhängig voneinander eine spezifische Aufgabe ausführen (Beispiel: API-Aufruf tätigen).

Viertens, Schnelle Time-to-Market. Wie lange benötigt ein Start-Up, um (a) einen IT Admin zu finden mit den richtigen Skills, (b) die Hardware zu bestellen und zum Laufen zu bringen und (c) eine Skalierungsmethode zu implementieren? – Wie lange dauert es im Vergleich, einen Anwendungscode auf die Plattform eines Public Cloud Providers zu schieben? – Genau!

Die Anbieter von Serverless Computing

Alle (großen) Public Cloud Provider bieten Serverless Computing an (den es – wie gesagt – schon länger gibt als das Marketing-Buzzword dazu). Zum Beispiel AWS Lambda, Amazon Fargate und mehr, Google Cloud, IBM Cloud Code Engine oder die IBM Cloud Code Engine

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Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.