Die dynamische Entwicklung rund um KI hält an, die Investitionen sind auf einem Rekordhoch. Zum Jahreswechsel lohnt eine Bestandsaufnahme: Wo stehen wir in der KI Entwicklung, was ist für 2025 zu erwarten?
Drei ausgewählte Videos verschaffen Überblick und illustrieren den Status Quo sowie das Entwicklungspotential eindrücklich mit Beispielen.
Zu den wichtigsten Prognosen für 2025 zählt etwa der Ausbau der sogenannten Agentic AI: Es handelt sich dabei um künstliche Intelligenzsysteme, die darauf ausgelegt sind, autonom zu handeln, Entscheidungen zu treffen und Aufgaben (Ticketbuchung, Shopping, etc.) ohne ständige menschliche Intervention auszuführen.
Die KI-Szene erwartet zudem near-infinite-memory. Dabei handelt es sich um die Fortsetzung einer Entwicklung, die wir bereits in 2024 beobachten konnten: Die Anzahl von Token (z.B. umfangreiche Texte), die ein KI Algorithmus verarbeiten konnte, ist sukzessive angestiegen; für 2025 wird erwartet, dass Limits weitgehend aufgehoben werden. Das hat zwei ganz entscheidende Konsequenzen: Zum einen nimmt die Bereitschaft von Nutzern zu, KI Systeme mit Informationen zu füttern, um Ergebnisse auf einer breiten Datenbasis zu erhalten; dieser Aufwand lohnt, da eben dieser Trainingseffekt nicht mehr verloren geht. Zum anderen führt das zu einem Lock-In Effekt, da die Wechselkosten auf andere KI Systeme sehr hoch werden. Dies erklärt, weshalb es gegenwärtig ein Wettrennen aller Major KI Player bei diesem Feature gibt.
What else? – Bereits in 2024 haben wir einen erstaunlichen Qualitätssprung bei KI-generierten Videos erlebt; diese Entwicklung wird fortgesetzt. Im Bereich der Robotik wird die Reife von autonomen Systemen zunehmen.
Besonders empfehlenswert ist das YouTube-Video “10 Things Coming In 2025 (A.I In 2025 Major Predictions)” vom 29.12.2024 (30 min, Englisch). Autor: TheAIGRID. Hierin werden verschiedene Ausprägungen von KI Agenten vorgestellt (Voice Agents, Customer Agents, Deep Research Agents, Project Mana Agents, Workflow Engines). Und hier wird der Stand in der Robotik-Entwicklung sehr gut nachvollziehbar dargestellt.
Das deutlich kürzere Video von IBM Technology (8 min, Englisch, vom 23.12.2024) nimmt dem gegenüber eine etwas technischere Perspektive ein. Auch hier tauchen die Themen Agentic AI und near-infinite memory auf; zudem verweist das Video darauf, dass wir sowohl very large models als auch very small models sehen werden in 2025. Und eine Verbesserung der Mensch-Maschinen-Schnittstelle:
Unbedingt ansehen! Das mit Prompts erstellte Video „The Heist“ von Jason Zada. Die Engine: Google Veo 2. Dieser Kurzfilmm vermittelt einen beeindruckenden Überblick zum Stand der KI-Videogenerierung: The Heist (von Jason Zada)
Der CEO von Microsoft, Satya Nadella, hat in einem Interview kurz vor Weihnachten (vergleiche: Microsoft CEO: AI Agents Will Transform SaaS as We Know It) die Konsequenzen von Agentic AI für die Softwareindustrie durchdekliniert. Eine mutige, aber kontroverse Vision für die Zukunft von Geschäftsanwendungen in einer von KI dominierten Welt. Hiermit sollte man sich auseinandersetzen – klar ist aber auch, dass wir hier nicht über eine Prognose für das Jahr 2025 sprechen …
Laut Nadella geht die Ära des SaaS, wie wir sie kennen, zu Ende und macht Platz für integrierte Plattformen, bei denen KI zum zentralen Treiber wird. Diese Transformation wird traditionelle Tools und Arbeitsabläufe disruptiv verändern und eine neue Generation von Anwendungen ermöglichen.
Seit Jahrzehnten sind SaaS-Anwendungen unverzichtbar für die Steuerung von Geschäftsprozessen – CRM-, HR- und ERP-Systeme, Projektmanagement-Tools und kollaborative Arbeitsplattformen haben ihre Dominanz auf einer grundlegenden Prämisse aufgebaut: Sie sind im Wesentlichen CRUD-Datenbanken (Create, Read, Update, Delete) mit darüber gelegter Geschäftslogik.
Doch in der KI-Ära sieht Nadella vor, dass diese Geschäftslogik in eine KI-Schicht migriert und damit die Rolle traditioneller SaaS-Anwendungen verändert. „Die Geschäftslogik wird komplett zu diesen KI-Agenten wandern. Sie werden nicht unterscheiden, was das Backend ist – sie werden mehrere Datenbanken aktualisieren, und die gesamte Logik wird in der KI-Schicht liegen.“ Dies bedeutet, dass KI-Agenten als intelligente Orchestratoren nahtlos über mehrere SaaS-Plattformen hinweg integriert werden und diese Anwendungen effektiv auf ihre grundlegende Funktion als Datenbanken reduzieren. Der „intelligente“ Teil dieser Systeme – die Workflows, Entscheidungsfindung und Automatisierung – wird auf die KI-Agenten verlagert, wodurch der individuelle Wert isolierter SaaS-Tools zusammenbricht.
In dieser agentengesteuerten Ära wird KI zum „Gehirn“ der Geschäftssysteme, wobei SaaS-Tools sich zu spezialisierten Ermöglichern entwickeln, anstatt eigenständige Lösungen zu bleiben.