Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich in einem Blog (Was können KI-basierte Programme zum Komponieren von Musik?) einige ausgewählte Programme zum Komponieren von Musik mit KI vorgestellt, von www.soundraw.io bis www.riffusion.com. Insbesondere die KI-basierten Apps zur Erstellung von Musik mithilfe von Textprompts waren noch im Experimentierstadium. Doch nun gibt’s ein Update zur aktuellen Entwicklung von Kompositionsprogrammen.
Probieren Sie’s selber aus – tatsächlich sind die hier vorgestellten Programme (bis jetzt noch) kostenlos; die Anmeldung erfolgt unkompliziert etwa mit einem Google-/Apple– oder X-Account. Beide hier vorgestellten Unternehmen wurden von ehemaligen Google-Forschern gegründet.
Fangen wir an mit www.suno.ai: Auf Soundcloud (HIER KLICKEN) finden Sie ein Beispiel, das Ihnen eine Vorstellung vermittelt, was Sie mit einem halbwegs ausgereiften Text Prompt erreichen können. Und eine Vielzahl weiterer Beispiele finden Sie im Menüpunkt „Explore“.
Dem Musikmagazin Rolling Stone erklärte der Co-Founder von Suno, Mikey Shulman, Musik sei im Vergleich zu Text und Bildern unglaublich komplex und schwer zu reproduzieren. „Es ist eine Welle. Es ist ein kontinuierliches Signal.“. Der individuelle Text sowie der Titel kommen im Übrigen von ChatGPT.
Die zweite App, die Sie sich einmal ansehen sollten: www.udio.com. Udio wird von prominenten Investoren wie Andreessen Horowitz und Künstlern wie Will. i. am und Common unterstützt.
Was die Qualität angeht, sind sowohl Udio als auch Suno atemberaubend. Einige Benutzer haben jedoch berichtet, dass ihre Udio-Aufnahmen etwas klarer klingen, vor allem, wenn es um den Gesang geht. Insgesamt gilt: Wer sich einige Tracks anhört, dem wird klar, dass die Bedeutung von KI-komponierter Musik auf Streaming-Plattformen wie Spotify oder Soundcloud in nicht allzu ferner Zukunft eine Rolle spielen wird– mindestens für Playlists, die im Hintergrund mitlaufen.
Nachtrag vom 01.07.2024
Die größten Musiklabels der Welt verklagen KI-Musikgeneratoren: Universal Music Group, Warner Music Group und Sony Music Entertainment haben Klagen gegen Udio und Suno eingeleitet. Sie werfen den Musik-Start-ups vor, ihre KI-Modelle rechtswidrig mit geschütztem Material trainiert zu haben.
Angeführt von der Recording Industry Association of America fordern die Labels bis zu 150.000 US-Dollar pro Werk und potenzielle Milliarden an Schadensersatz. Laut RIAA sollen die Plattformen spezifische Künstler und Hit-Songs imitiert haben. Das Training mit urheberrechtlich geschütztem Material sollen die Unternehmen bereits zugegeben haben.
Erst kürzlich haben beide Start-ups bedeutende Finanzierungen erhalten – Suno 125 Millionen US-Dollar im Mai und Udio 10 Millionen US-Dollar.
Während Text- und Bildgenerierungsplattformen mit rechtlichen Herausforderungen konfrontiert waren, geraten nun auch KI-Musikgeneratoren ins Visier. Interessanterweise zeigen sich Musiklabels hier besonders aktiv und suchen Kooperationen mit KI-Unternehmen. Bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Klagen wegweisende Präzedenzfälle schaffen oder eher zu hohen Geldstrafen und neuen Lizenzierungsmodellen führen.
Quelle: Aus dem AI Newsletter von Henry Hasselbach vom 27.06.2024