Gute Kommunikation ist der #1 Erfolgsfaktor in Softwareprojekten. Das gilt ganz unabhängig von der Projektmanagementmethode für das Entwicklungsprojekt: Ob Scrum, Domain Driven Design oder ob Wasserfall-Methode. Und kaum überraschend: Hierbei geht es vor allem um eine gelungene Kommunikation mit dem Team von Softwareentwicklern (Softwarearchitekten).

Es lohnt eine Beschäftigung mit der Frage, wie man denn eben diese Kommunikation besonders zielführend gestalten kann. Was nicht weiterhilft: Klischees vom asozialen Nerd, der nicht kommunizieren kann oder mag. Es hilft dagegen, sich folgendes bewusst zu machen. Es ist über Studien inzwischen belegt, dass eine Mehrheit von Programmierern (wenn auch nicht alle) eine introvertierte Persönlichkeit haben. Was also macht eine introvertierte Persönlichkeit aus (Gegenteil: Extravertierte Menschen)? Wie kommuniziert man am besten mit einem solchen Menschen?

Die Introvertierte Persönlichkeit

Introvertierte Menschen brauchen grundsätzlich weniger Außenorientierung, sie finden die Lösung im Dialog mit sich selbst. Introvertierte Menschen denken viel nach. Sie kommen sehr gut mit dem Alleinsein zurecht, und brauchen eben diese Auszeiten vom gesellschaftlichen Miteinander, um für sich Klarheit zu schaffen, Energie aufzuladen, Gedanken zu sortieren und zu verarbeiten.

Wer behauptet, Introvertierte kommunizierten nicht gerne, liegt schlicht falsch. Dazu Benjamin Wiedemann, Berater für digitale Transformation beim Beratungshaus Kommitment: „Wenn ich mit einem Tekkie auf Augenhöhe rede, und mich in seiner Fachdomäne mit ihm unterhalte, dann sind das hochkommunikative Menschen. Die wollen schon reden, haben aber einen ziemlich hohen Anspruch an ihren Gesprächspartner. Wenn der nicht erfüllt wird, dann ziehen die sich manchmal gerne zurück.“ (vgl. t3n-Podcast vom 17.07.2020)

Diese Aussage passt zu Statements von Introvertierten, die etwa formulieren: “Ich bin zufrieden, wenn ich ein wirklich gutes Gespräch mit einer kleinen Gruppe von Menschen über etwas Sinnvolles führe.“ Und: “Aber ich rede nicht gerne vor einer Gruppe von Menschen, die ich nicht kenne, ich rede nicht gerne in lauter Umgebung und ich rede nicht gerne über dumme Sachen, oder was manche “Plauderei” nennen würden.“ Oder: “Ich fühle mich klaustrophobisch, wenn mich die Leute am Montag morgen fragen, was ich an diesem Wochenende gemacht habe, weil: Ich hasse es zu plaudern und fühle mich von dieser sinnlosen Frage gefangen.“

Aus diesen Charakteristiken ergeben sich wenige einfache Regeln für eine effiziente Kommunikation. Smalltalk löst Abwehrhaltungen aus, man sollte darauf verzichten. Unnötige lange (und inhaltlich schlecht vorbereitete Meetings und Workshops) sind ebenfalls ein NoGo. Bereiten Sie sich gut vor, fokussieren Sie auf die fachlichen Inhalte. Und machen Sie sich bewusst, dass Introvertierte am produktivsten sind, wenn sie sich ohne Störung in komplexe Probleme hineindenken können: “Wenn ich allein bin, kann ich am besten nachdenken (…). Das bedeutet, dass ich produktiver bin, wenn ich alleine an einem Projekt arbeite, als wenn ich vor anderen Menschen meine Ideen vorstelle.“ Mikromanagement ist fehl am Platz. Ebenso die Idee, alle Probleme müssten rund um die Uhr in Teams diskutiert und gelöst werden.

Wussten Sie übrigens, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung als introvertiert gilt (wenn auch bei unterschiedlichem Grad der Introvertiertheit)? Wussten Sie, dass folgende Menschen introvertierte Persönlichkeiten hatten/haben: Charles Darwin, Albert Einstein, Mahatma Gandhi, Frédéric Chopin, Bill Gates. Für eine Vertiefung zum Thema empfehle ich folgendes Buch: “Still: Die Kraft der Introvertierten“ von Susan Cain, Goldmann Verlag, Erscheinungsjahr 2013

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Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.