Das Ewige Leben (bzw.: die Überwindung des Todes) beschäftigt seit jeher die Menschheit, fordert Philosophen heraus, macht zu einem Teil die Faszination der Religionen aus. Und natürlich setzen sich auch Künstler damit auseinander, man denke an die Rockgruppe Queen (“Who Wants to Live Forever”), die BritPop-Band Oasis (“Live foreever”) oder Taylor Swift („I Don’t Wanna Live Forever“).

Gerade die Kunst hat ein besonderes Verhältnis zu Ewigem Leben, wird doch immer wieder die Ideen heraufbeschworen, das Vermächtnis von Künstlern, deren Werke sicherten in gewisser Weise das Ewige Leben eben dieser Künstler, zumindest die Erinnerung im kollektiven Gedächtnis.

Und während sich die Hollywood- und Bollywood-Produzenten schon einmal das Ewige Leben mithilfe digitaler Werkzeuge ausmalen (man denke etwa an Serien wie Upload, DEVS oder die 2te Staffel von Westworld), setzt die Digitalindustrie erste Pilot-Projekte für das „Digital Ewige Leben“ um.

Die Musikszene ist dabei ganz vorne mit dabei. Zum Beispiel die Band KISS, die immerhin schon eine 50-jährige Geschichte vorweisen kann. Jüngst beendeten sie in New York ihre Abschlusstournee und stellten beim letzten Auftritt digitale Avatare vor, die das nächste Kapitel der Bandgeschichte einläuten sollen. “Die Avatare von Paul Stanley, Gene Simmons, Tommy Thayer und Eric Singer sollen demnach künftig die Shows der Band übernehmen, so wie es bereits bei Abba der Fall ist. Damit könne das Vermächtnis der Band, die in diesem Jahr ihren 50 Geburtstag gefeiert hat, bis in alle Ewigkeit fortgeführt werden (…)“, … konnte man bei Heise Online nachlesen.

“Für die Avatare wurden die Bewegungen der vier Bandmitglieder mit Motion-Capture-Anzügen eingescannt. (…) Die gezeigten Avatare stellen die Kiss-Musiker als eine Art Superheldenversion ihrer selbst dar und sollen es beispielsweise ermöglichen, dass die Band künftig gleichzeitig Konzerte auf drei Kontinenten geben kann. Außerdem sorgten sie dafür, dass die Band weiterlebt, denn ‚sie ist größer als wir‘, sagt Paul Stanley in einem Werbevideo.“ Das nachfolgende Video lässt erahnen, wohin die Reise geht:

Andere Bands, wo digitale Avatare eine Rolle spielen sind ABBA (vgl. den Artikel Abba Voyage: Abbatare feiern Premiere in London) oder K-Pop-Start Mark Tuan (er hat einen digitalen Zwilling erschaffen lassen, mit dem sich Fans unterhalten können). Nachfolgendes Video auf YouTube blickt hinter die Kulissen und erklärt, wie die digitalen Avatare von ABBA entstanden sind:

Die Industrie rund um Avatare ist nicht neu (vergleiche „Second Life“, „Roblox“ undsoweiter), aber KI-Technologie verleiht ihr neuen Schwung. Wer die Entwicklung rund um KI verfolgt, der kennt das Potential um etwa Stimmen zu imitieren, ganze Videos mit einem digitalen Charakter zu generieren oder Texte im Stile einer bestimmten Person zu produzieren. Erst im Herbst letzten Jahres annoncierte Facebook Chatbots „in the style of“ Paris Hilton oder Snoop Dogg. Dazu Zuckerberg: „Es wird nicht nur darum gehen, Anfragen zu beantworten“, sagte Zuckerberg. „Es geht um Unterhaltung und darum, Ihnen dabei zu helfen, sich mit den Menschen um Sie herum zu verbinden.“

Und haben Sie schon einmal etwas von sogenannten Grief Tech Unternehmen gehört? Das sind Unternehmen / StartUps wie HereAfter, Project December, www.storyfile.com oder www.myyov.com: KI-Technologie lässt Verstorbene quasi wiederauferstellen, als digitale Kopien. Hinterbliebene sollen mit digitalen Abbildern ihrer toten Angehörigen chatten, telefonieren oder gar Videokonferenzen führen können – so als wären sie nie fort gewesen. Diese Technologien werden als „Grief-Tech“ bezeichnet, da sie helfen sollen, mit dem Tod einer geliebten Person besser umgehen zu können. kaum überraschend wirft diese Idee eine Reihe von ethischen Fragen auf, und einige Kritiker sehen hier auch nicht nur positive Effekte für die Trauerarbeit (vgl. dazu den FAZ: Artikel Unsterblich werden mit künstlicher Intelligenz).

Zum Weiterlesen

  • Ko-Existenz Mensch Maschine: Spannende Zukunftsszenarien
  • SciFi Literatur rund ums Metaverse: Leseempfehlungen
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  • Zukunftsentwürfe und Utopien für das 21te Jahrhundert – Digitalisierung, Ökologie, Gerechtigkeit (Teil 3)
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    Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.