Wer mit Michael Siegler (LinkedIn-Profil) ein Interview macht, der kann nichts falsch machen: Er weiß wie Erfolg geht in der Digitalökonomie (u.a. Gründer und Geschäftsführer bei „Performance Media“ und Gründer der „Tisoomi GmbH“); er kennt die Medienszene wie kein Anderer; und seit Mitte letzten Jahres ist er Gastgeber des MachtWas?!? Podcast (www.machtwas-podcast.io). Kurz: Auf jede Frage gibt’s eine interessante Antwort.

Der Podcast verspricht (und liefert) einen „Blick hinter die Kulissen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“. Michael spricht jede Woche mit Persönlichkeiten wie Saskia Esken (Co-Vorsitzende der SPD), Ralf Martin Meyer (Polizeipräsident Hamburg), Anna Kopp (CIO Microsoft CIO Deutschland) oder Thomas de Buhr (Executive Vice President DAZN).

Mit Michael spreche ich vor allem über seinen Podcast, sein Erfolgsrezept und ein paar Tipps, wie man zum erfolgreichen „Macher“ wird.

Sebastian: Start-Up Unternehmer und Veranstalter der Publisher Business Conference. Das klingt nicht nach einem 8-to-5 Arbeitstag. Wie bist Du auf die Idee gekommen, jetzt noch Deinen eigenen Podcast zu starten?
Michael: Mit MachtWas!?! versuchen wir (ja, das ganze Team) dazu beizutragen, dass wir einander wieder etwas mehr zuhören. Uns liegt die Erläuterung von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Prozessen sehr am Herzen – Transparenz führt zu Verständnis, was wiederum die Basis für eine funktionierende demokratische und nachhaltige Gesellschaft ist. Wenn wir dazu ein kleines bisschen beitragen können, freuen wir uns. Und da wir aufgrund der Corona Pandemie gerade keine Konferenz veranstalten konnten, hatten wir auch Zeit für ein neues Projekt.

Sebastian: Wie würdest Du denn Deinen eigenen Stil beschreiben, wo siehst Du den USP Deines Podcast? Welches Feedback bekommst Du von Deinen Fans?
Michael: Unsere Gäste sind Experten und Entscheider, mit denen ich einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen kann und die dabei die Regeln Ihres „Spielfeldes“ erläutern. Das Ganze gestalten wir informativ und unterhaltsam. Die Gäste scheinen sich dabei auch wirklich wohl zu fühlen, denn sie nehmen überhaupt kein Blatt vor den Mund. Ich konnte bisher in jeder Folge die eine oder andere neue Erkenntnis gewinnen. Und was ich so von den Hörer zurückgespielt bekomme, geht es ihnen ähnlich.

Sebastian: Ich habe mir ja vom ersten Podcast an die Augen gerieben? – Wie schafft es Michael als neuer Podcaster ohne Stammpublikum, von Anfang an mit dem Top-Personal aus dem Politikbetrieb und der Deutschen Wirtschaft AG zu sprechen? Was ist Dein Geheimnis?
Michael: Ganz ehrlich? Ich hab auch keine Ahnung… Einige der Gäste kannte ich natürlich auch aus meinen früheren Projekten und natürlich habe ich auch das eine oder andere gute Intro bekommen, für das ich sehr dankbar bin. Aber generell ist meine Erfahrung, dass man sich trauen und dranbleiben muss. Einfach mal anrufen und das Gegenüber mit der eigenen Begeisterung fürs Projekt überrollen… egal ob im Vorzimmer eines Konzernchefs, einer Parteizentrale oder bei einem Künstlermanagement. Da sitzen ja auch überall nur Menschen. Und na klar, mit Absagen muss man auch umgehen können. Die gehören einfach dazu.

Sebastian: Hast Du eine spezifische Interview-Taktik? Wie bereitest Du Dich auf die Interviews vor?
Michael: Ich habe den großen Luxus, dass ich nur Menschen vor unser Mikrofon hole, deren Persönlichkeit oder deren „Spielfeld“ ich aus unterschiedlichen Gründen spannend finde. Deshalb habe ich für die meisten Themen zumindest schon mal eine Basis an Vorwissen. Das ergänze ich dann, indem ich ganz normal recherchiere und mich zusätzlich mit meinem Umfeld zu den Gästen austausche. Eine Interviewtaktik habe ich nicht. Ich frage einfach drauflos. Wichtig ist mir dabei der respektvolle Umgang miteinander.

Sebastian: Was erlebst Du denn bei kritischen Fragen? Wie gehen Deine Interviewpartner damit typischerweise um? Hast Du da schon echte Aha-Erlebnisse gemacht?
Michael: Nach meinem Empfinden ist die Gesprächsatmosphäre immer positiv und auch die Gäste fühlen sich wohl. Deshalb sind die Reaktionen auf kritische Fragen nicht extrem oder sehr negativ. Aber natürlich ist die Begeisterung nicht überbordend, wenn ich zu einer Thematik die dritte Nachfrage stelle oder die Argumentation meiner Gesprächspartner detailliert hinterfrage. Ehrlicherweise kommen solche Situationen auch gar nicht so oft vor. Zumeist lassen uns die Gäste sehr bereitwillig „hinter die Kulissen schauen“. Vielleicht liegt das auch ein Stück weit am Medium Podcast.

Sebastian: Was glaubst Du, wie wird sich die Podcast-Szene in den nächsten Jahren entwickeln? Nicht alle Anbieter, die mit der Hoffnung auf große Reichweite und Monetarisierung gestartet sind, erreichen ihre Ziele? Kommt es in 2 bis 3 Jahren zu einer großen Bereinigung?
Michael: Das ist keine ganz einfache Frage. Klar ist, dass sich die Podcast-Szene immer noch ziemlich am Anfang befindet. Aufgrund der niedrigen Einstiegsbarriere werden auch demnächst noch viele Profis, semiprofessionelle Anbieter und Amateure Unmengen an Content produzieren. Da muss man dann schauen, wer es schafft, vermarktbare Reichweiten aufzubauen. Im Vorteil sind sicher die Anbieter, die schon eigenen Reichweiten auf anderen Kanälen haben und diese dann für ihre Podcasts einsetzen können. Außerdem glaube ich, dass Corporate Podcasts an Bedeutung gewinnen werden. Gerade im B2B Umfeld kann das ein sinnvoller Beitrag zum Marketingmix sein.

Sebastian: Du hast nun einerseits viel Erfahrung als Unternehmer in der Digitalindustrie, andererseits hast Du aus Deinen Gesprächen (und Vorgesprächen) einen tiefen Einblick in das Getriebe von Wirtschaft und Politik bekommen. Was wären Deine drei wichtigsten Ideen bzw. Reformideen für Deutschland, um mehr Fahrt in der Digitalindustrie aufzunehmen?
Michael: Alle meine Gesprächspartner vereint, dass sie an der einen oder anderen Stelle ins Risiko gegangen sind und sich getraut haben. Da gab es natürlich auch Fehlschläge, aber im Ergebnis kann man sagen: Machen ist besser als abwarten. Das gilt ganz klar auch für die Digitalindustrie und generell für die Digitalisierung des Landes.

Alle reden von einer notwendigerweise anderen Fehlerkultur aber wenn´s losgeht, dann geht man doch lieber auf Nummer sicher. Wir brauchen einen Mentalitätswechsel hin zu mehr Risikobereitschaft. Dieser Wechsel wird einfacher, wenn wir dem Scheitern sowohl im Kleinen wie auch im Großen das Negative nehmen, ohne es zu glorifizieren.

Digitalisierung bedeutet auch Veränderung. Damit tun wir Deutsche uns bekannterweise schwer. Dabei ist Veränderung zwar anstrengend aber in die richtige Richtung gesteuert zumeist positiv. Uns muss klar sein, wenn wir unsere Trägheit nicht ablegen, kommen wir unter die Räder.

Dazu kommt, dass wir massiv in unser Bildungssystem investieren und es anhand der Lebenswirklichkeit neu ausrichten müssen. Nur einige Punkte dazu: Wir brauchen mehr Absolventen aus den MINT Studiengängen; die Ausgründung von Unternehmen aus Universitätsprojekten muss gefördert werden; und selbstverständlich müssen wir den Zugang zu Bildung für alle Bevölkerungsschichten besser sicherstellen. In diesem Zusammenhang hat mir aber mal ein Spitzenpolitiker gesagt: „Erfahrungsgemäß können sie mit schlechter Bildungspolitik Wahlen verlieren, aber mit guter Bildungspolitik gewinnen sie noch lange keine Wahlen.“ Was sagt uns das über unsere Prioritäten?

Sebastian: Michael, das Interview mit Dir hat mich riesig gefreut. Es ist sowieso immer spannend, mit Dir beim Astra in der Hamburger Kneipenkulisse zu plaudern. Aber ein paar Dinge müssen auch mal öffentlich gesagt werden. Danke Dir und Prost!

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Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.