Wir erleben gerade den Moment, da die Online Werbeausgaben die Augaben für klassische Werbung in Print und Fernsehen überholen. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits seit einigen Jahren ab, die Corona-Krise hat dies beschleunigt.

Das Interessante an der Entwicklung des Digitalen Marketing: War Werbung in der „Old Economy“ noch ein Instrument der Massenkommunikation, so verschwimmt zunehmend die Grenze zur „Direkten Kommunikation“ (z.B. personalisiertes Anschreiben). Steuerungsalgorithmen ermöglichen eine Ausspielung von Anzeigen für spezifische Nutzerprofile nach sozio-ökonomischen Kriterien (z.B. Anzeigenschaltung auf Facebook). Auch Verhaltens-basierte Kriterien können einfließen. Eine zunehmend personalisierte Ausgestaltung von Marketingkampagnen wird möglich.

Die Logik von Marketing in Social Media ist einfach: Es geht um Weiterempfehlungen innerhalb der Netzwerke zufriedener Kunden; auch hier wird ein Paradigmenwechsel im Marketing erkennbar: Es geht mehr um das Brand Management, um das Image – weniger um eine reine Verkaufsorientierung.

Werbung in Digitalen Medien: Rückgang und Verschiebung von Anzeigenausgaben

Insgesamt betrachtet sind die Werbeausgaben rückläufig. Das gilt für die USA (vergleiche: Entwicklung Werbeausgaben in den USA). Es gilt auch für Deutschland. Vergleiche dazu „Werbemarkt Deutschland. Dialogmarketing-Monitor 2019“ der Deutschen Post.

Während der Corona-Krise gehen Werbeschaltungen in Printmedien zurück. Für Digitale Werbung erwarten Experten einen flachen Verlauf, wenn nicht sogar einen leichten Anstieg. Die Werbebudgets werden klar umgeschichtet, zugunsten von Online. Das gilt für Anzeigen in Print-Medien genauso wie für Postwurfsendungen oder Werbemaßnahmen in den Verkaufsläden.

Werbung in Digitalen Medien: The Big Three Google, Facebook, Amazon und neue Player

Der Digitale WErbemarkt wird von einem Duopol beherrscht. Bereits heute fließen etwa 60% der Werbeausgaben für Online-Marketing an Facebook und Google. Und dieser Anteil steigt. Allein im letzten Jahr ging etwa 90% des Zuwachses an Online-Werbeausgaben an das Duopol.

Beobachter erwarten, dass sich der Online-Werbemarkt weiter diversifiziert. So wird damit gerechnet, dass zukünftig Werbung im Gaming eine hohe Wachstumsdynamik aufweisen wird. Gaming wird zunehmend als (seriöses) Werbeumfeld anerkannt. Der Game-Entwickler KING (Urheber von “Candy Crush”), hat etwa in 2019 150 Mio. US-Dollar an Werbeeinnahmen erzielt. Dabei geht es nicht allein um die Ausspielung von Werbeanzeigen. Hier entstehen neue Advertising-Formate; Spieler erhalten etwa Punkte und Upgrades, wenn sie sich einen Werbetrailer ansehen. Plattformen wie Twitch dürften von diesem Trend profitieren.

Werbung in Digitalen Medien: Zum Weiterlesen

  • Der Journalist und Medienunternehmer Richard Gutjahr spricht mit dem Unternehmer Michael Siegler. Zwei Kenner der Medienszene arbeiten sehr schön heraus, wie die Medienszene in der Nachkriegszeit einst die „Lizenz zum Gelddrucken“ hatte (mit Verlegerlizenz). Inzwischen wandeln sich die Verlagshäuser zunehmend zu „Warenhäusern“, da diese von den Anzeigeneinnahmen allein nicht mehr leben können. Die Tech Konzerne aus dem Valley verdrängen zudem zunehmend die alten Verlagshäuser und ziehen inzwischen die besten Journalisten an. Ob wir diesen Vorsprung von Facebook & Co noch aufholen könnten? – Dazu hat Richard Gutjahr eine klare Antwort: „Der Zug ist abgefahren“. Hier geht’s zum Podcast
  • In folgendem Artikel schaffe ich einen Überblick zu den disruptiven Veränderungen im (Digitalen) Marketing: Digitalisierung: Quo vadis, Marketing?
Dieser Artikel basiert in großen Teilen auf einem Artikel der Englischen Ausgabe von The Economist, Ausgabe June 27th 2020
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Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.