Die Datenströme explodieren. In der Fabrik 4.0, im Krankenhaus, in Gebäuden. Kundendaten, Maschinendaten, Wetterdaten. Aber erst, wenn wir diese Daten nutzbar machen können, werden diese Daten zu jenem Gold, welches die Datenökonomie verheißt.
Innerhalb der dynamisch wachsenden Anbieter in diesem Ökosystem von Daten positioniert sich das junge Unternehmen Cedalo (www.cedalo.com). Wer mit MS Excel (Spreadsheets) vertraut ist, der hat beim Produkt von Cedalo einen Wiedererkennungseffekt: Denn die sogenannten Streamsheets haben das Look&Feel von Excel. Sie sind aber weit mächtiger. Statt algorithmischer Programmierung kann ein Fachanwender hier mit wenigen Klicks eine Verbindung zum Daten-Streaming oder zu gespeicherten Daten herstellen. Es lassen sich Daten aus allen Quellen transformieren, Diagramme erstellen, Warnmeldungen versenden und auch externe Prozesse steuern. Die Prozesse laufen auf dem Server, auch wenn die Datei nicht geöffnet ist.
Streamsheets lassen sich grundsätzlich überall einsetzen: In allen Industrien, in allen Unternehmensbereichen. Im Finanzbereich (Fraud Detection) ebenso wie auf dem Shopfloor (Fabrik 4.0). Ein aufgezeichnetes Webinar gibt binnen 50 Minuten einen strukturierten Überblick über das Potential, eine Live-DEMO ist inklusive: Streamsheets und Apache Kafka.
Mit dem Gründer von Cedalo, Kristian Raue (Zum LinkedIn-Profil), spreche ich über die bisherige Unternehmensentwicklung, die Vision für die Zukunft und den Wettbewerb in einem hart umkämpften Markt.
Sebastian: Hallo Kristian, es freut mich, dass dieses Interview zustande kommt. Wir sprechen heute primär über Dein 2017 gegründetes Unternehmen Cedalo. Es lohnt aber unbedingt, ein, zwei Sätze über Deine Gründung der Jedox GmbH zu sprechen. So können wir Dich als Unternehmer besser einordnen. Kurz: Jedox bietet primär eine BI-Lösung, die sich vollständig in Excel integriert, mit einer in-memory Datenbank, und zwar auch als Webapplikation. 2014 hast Du Deinen Anteil am Unternehmen veräußert. Wie groß war Jedox zum Zeitpunkt des Verkaufs? Für alle, die das Produkt noch nicht kennen: PALO – übrigens ein Anagramm zu OLAP. Kristian: Ja, Jedox war 2014 eine Erfolgsstory und ist es immer noch. Jedox entwickelt sich weiterhin sehr gut, auch produktseitig. Als ich bei Jedox 2014 den Staffelstab übergeben habe, waren wir schon über 130 Mitarbeiter, mit mehreren tausend Anwendern in Europa bzw. auch damals schon weltweit.
Sebastian: Dein neues Unternehmen Cedalo hat ja auch bereits eine bemerkenswerte Dynamik. Auch hier gibt es sowohl eine Community-Version der Software, also auch eine Premium-Version. Zu den Kunden zählen etwa Arburg, Festo und die Universitätsklinik Freiburg, und weitere. Wie viele Kunden nutzen insgesamt schon Euer Produkt? Kristian: Im Prinzip haben wir ja sogar zwei Produkte, deren Entwicklung wir unter dem Dach der Eclipse Foundation als Open Source Projekt sponsern. Zum einem die Eclipse Streamsheets, die Du ja schon treffend in der Einleitung beschrieben hast. Das zweite wichtige Produkt ist der Eclipse Mosquitto MQTT Broker.
Mosquitto stellt quasi das digitale Nervensystem für IoT Systeme bereit. Zunehmend aber nicht nur für reines IoT, sondern auch für hybride Stream Processing Apps, die gleichzeitig technisch und betriebswirtschaftliche Daten in Real Time verarbeiten und verbinden. Streamsheets und Mosquitto sind ein perfektes Paar und zusammen gezählt kommen wir über Open-Source bereits auf mehrere hunderttausend Installationen weltweit.
Sebastian: Kann Cedalo für die Vermarktung der Streamsheets in irgendeiner Weise von deinen Beziehungen zu Jedox noch profitieren? Kristian: Ein bisschen sicherlich, aber im Prinzip ist es schon ein anderer Markt. Bei Cedalo gibt es keine Batch-Prozesse, sondern wir sind wirklich real time im Sekunden- bzw. sogar im Millisekunden-Bereich unterwegs. Und wir lesen und analysieren nicht nur, sondern wir steuern auch in real time, nicht nur andere Apps, sondern durchaus auch technische Geräte, z.B. Hochregalsysteme über OPC UA.
Sebastian: Euer Produkt kann in sehr unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Ihr habt bereits ein Projekt zur Überwachung der Gerätenutzung an der Uniklinik Freiburg umgesetzt, ihr seid im Finanzbereich unterwegs, in der Fabrik 4.0, im Handel, Logistik und mehr. Gibt es einen Bereich, wo die Nachfrage nach Eurem Produkt besonders dynamisch ausfällt? Kristian: Zurzeit sind es schon noch mehr die technischen Anwendungen im Umfeld IoT und Industrie 4.0, mit dem MQTT Broker als zentrale Instanz und den Streamsheets für das Condition Monitoring und die Analyse. Die Größenordnungen werden dabei immer größer, und unsere Technologie skaliert mit. Gerade haben wir die Version 2.0 herausgebracht. Interne Test zeigen, dass wir damit sogar bis zu 1 Million Geräte gleichzeitig verbinden können.
Sebastian: Zoomen wir einmal in den Markt rund um Fabrik 4.0, auch weil der Maschinenbau als Schlüsselindustrie in Deutschland betrachtet wird. Wie schätzt Du den Fortschritt der Deutschen Industrie bei der Digitalisierung Richtung Fabrik 4.0 ein? Wie groß ist hier die Nachfrage nach den Streamsheets von Cedalo? Kristian: Da gibt es eine klare Unterscheidung: Die großen Unternehmen preschen voran und steigen in viele Pilotprojekte ein. Bei den mittelgroßen sind es vor allem die schon immer innovativen Unternehmen, die sich z.B. auch mit MQTT und Stream Processing beschäftigen. Es gibt aber auch vielen Unternehmen, besonders auch die kleineren, die bewegen sich bei dem Thema Digitalisierung m.E. noch zu wenig. Gerade diesen Unternehmen wollen mit der Spreadsheet-ähnlichen Benutzeroberfläche der Streamsheets einen machbaren Weg aufzeigen.
Sebastian: Der Wettbewerb ist – zumindest soweit ich das verfolge – intensiv. Es gibt zudem zahlreiche große Tech Player, die den Markt besetzen wollen. Wie positioniert sich Cedalo in diesem Markt? Wie gelingt es, sich auch gegen Big Tech bei Kunden wie Festo oder Arburg durchzusetzen? Kristian: wir setzen auf „Speed of Innovation“, das war schon damals bei Jedox mein Leitspruch, und bei Cedalo ist das auch das Erfolgsrezept.
Sebastian: Was ist Deine unternehmerische Vision für Cedalo, wo siehst Du den Markt und das Unternehmen in 10 Jahren? Kristian: „Jedes Übernachtwunder dauert 10 Jahre“. Der Spruch kommt nicht von mir, aber solange dauert es immer im B2B Bereich. Ich denke, bis dahin ist Stream Processing der präferierte Weg für die Datenverarbeitung und das klassische Batch-Processing ist dann endgültig „Old School“. Als Front-Runner in diesem Markt wird Cedalo in 10 Jahren davon enorm profitiert haben.
Sebastian: Lieber Kristian, vielen Dank für Deine Zeit und dieses Gespräch! Und natürlich weiterhin viel Erfolg! Kristian Raue: „Danke!“