Ein Klassiker zum Thema Brain-Machine-Interface (BMI) ist klar der Kultfilm „Matrix“ (aus dem Jahr 1999). Die Leser*innen dieses Blogs kennen diesen Film, ich will darum darauf nicht tiefer eingehen. Nur eines: Hieran kann man sich sehr schön verdeutlichen, was ein Brain-Machine-Interface ausmacht, in dem Fall eine bi-direktionale Schnittstelle: Wenn Neo oder Trinity über diesen so simpel daherkommenden „Stecker“ mit der Matrix verbunden sind, dann wird einerseits die computergenerierte Realität in die biochemischen-elektrischen Reizmuster des Gehirns übersetzt. Andererseits sorgt die Schnittstelle auch dafür, dass etwa Handlungs-/Bewegungsintentionen von Neo oder Trinity abgegriffen werden und durch die Repräsentationen in der Matrix ausgeführt werden. Ein unglaublich faszinierendes Szenario.

Wir sprechen über etwa 100 Milliarden Gehirnzellen beim Menschen bei einer vielschichtigen Gehirnstruktur, man darf durchaus die Frage stellen, ob das grundsätzlich überhaupt möglich ist. Bekanntermaßen arbeiten der Silicon Valley Genius Elon Musk uns seine Firma Neuralink an einem BMI – man darf allerdings annehmen, dass die ersten Anwendungsfälle sehr, sehr einfach sein werden.

Nun zu meinen Buch- und Filmtipps. Das hat keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern vielmehr drei (3) Tipps zu SciFi-Fiktionen, die je interessante Aspekte und Visionen zum BMI behandeln.

Zum ersten das Buch The Utopia Experiment von Kyle Mills aus dem Jahr 2013. Ich habe das Buch vor über 5 Jahren gelesen, es ist mir aber sehr gut in Erinnerung geblieben, was einmal grundsätzlich dafür spricht. Die Amazon-Bewertung liegt bei immerhin 4,2 von 5. Wer Bücher vom Genre Robert Ludlum oder Tom Clancy mag, dürfte hieran Spaß haben.

Das Brain-Machine-Interface in dieser Fiktion ist ein Implantat, das in einer kleinen OP eingesetzt wird. Dieser implantierte Computer ermöglicht etwa eine Korrektur von Sehfehlern bis hin zur Fähigkeit von Nachtsichtgeräten und weitere Optimierungen kognitiver Leistungen. Es gibt ebenfalls eine „Militärversion“, die exklusiv für die US Armee bereitgestellt wird, darunter der Protagonist und Agent Jon Smith, der allerdings auch Ungereimtheiten auf die Spur kommt, die die Grundlage für den Thriller liefern. Der Roman geht unter anderem der Frage nach, mit welchen menschlichen Kosten die Entwicklung dieses BMI verbunden war auf dem Weg zum vermarktungsfähigen Produkt …

Der Film Surrogates aus dem Jahr 2009 ist einer der weniger bekannten Filmproduktionen mit Bruce Willis. Sein Auftreten dürfte deutlich machen, dass der Film ebenfalls Thriller-Charakter hat, tatsächlich ermittelt Bruce Willis in einem Mordfall. Der Film spielt in einer Zukunft, wo Menschen in der Welt nur noch mittels „Avataren“ agieren, das heißt: Zu jedem Menschen gibt es einen Roboter-Zwilling (hier: „Surrogate“). Der Vorteil liegt auf der Hand: Wird der Roboter-Zwilling etwa bei einem Autounfall beschädigt – was soll’s! Dann wird dieser einfach ersetzt. Für das Militär ist das eine ungemein verlockende Idee, auch das wird im Film kurz ausgeleuchtet. Das Brain-Machine-Interface ist hier 1-zu-1 identisch zu jener Vision, die wir aus dem Film Avatar (von James Cameron) kennen: Der Mensch, der den Avatar steuert, steigt auf eine Liege, die Verbindung wird mittels Elektroden hergestellt. Also völlig non-invasiv (im Vergleich zu Matrix oder The Utopia Experiment).

Nun stellt sich der/die aufmerksame Leser/in die Frage: Wie kann es in dieser Welt zu einem Mordfall kommen? Tatsächlich ereignet sich in diesem Film zu Beginn ein Mord an einem Surrogate, was ebenfalls zum Tod des dazugehörigen Menschen führt. Eine interessante Frage, die den Spannungsbogen im Film schafft.

Hier geht’s zum Trailer: Filmtrailer Deutsch: Surrogates

Der Film Anon aus dem Jahr 2018 mit Clive Owen ist die jüngste Produktion der hier vorgestellten Science Fiction. In dieser Fernen Zukunft werden jedem Menschen Implantate in die Augen gesetzt, was einerseits eine schier grenzenlose Augmented Reality ermöglicht: Die Menschen können jeweils Zusatzinformationen zu Gebäuden, Produkten, aber auch Mitmenschen abrufen. Andererseits werden von dem Gesehenen Aufzeichnungen erstellt (und gespeichert), zudem sind diese Implantate miteinander vernetzt. Menschen können also untereinander Sequenzen aus ihren visuellen Aufzeichnungen austauschen. Der positive Nebeneffekt dieser leblosen Welt ist, dass es keine ungelösten Verbrechen mehr gibt.

Der Protagonist (Clive Owen) ist ein Ermittlungsbeamter, der in einer geheimnisvollen Mordserie ermittelt. Worauf die Ermittler frühzeitig stoßen (soviel seit bereits verraten), ist eine Hackerszene, die den Menschen hilft, aufgezeichnete visuelle Sequenzen zu löschen – denn eines dürfte auch klar sein: Die Aufzeichnung und Speicherung des Gesehenen ermöglicht eine Überwachung in grenzenlosem Ausmaß, der sich vereinzelte Individuen eben über die Beauftragung eines Hackers entziehen.

Der Film ist vergleichsweise steril inszeniert, recht farblos, was dem Film eine charakteristische Signatur verleiht. Die Inszenierung von Architektur und Raum ist geradezu monumental und hat mich bisweilen an Stanley Kubrik erinnert. Die sterile Inszenierung nimmt dem Film allerdings etwas die narrative Kraft und den Spannungseffekt, der Film hat eher den Spannungsbogen einer Doku, die Filmkritiken sind darum durchmischt. Ich fand ihn trotzdem interessant.

Hier geht’s zum Trailer: Filmtrailer Deutsch: Anon

Weiterführend Lektüre zum Stand der Wissenschaft rund um das Brain-Machine Interface: Brain-Machine-Interfaces: Der aktuelle wissenschaftliche Stand

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Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.