Agile in der Softwareentwicklung: Adoptionsrate in Unternehmen

Mit dem Start von Agile Anfang der 2000er setzten zunächst ausschließlich IT-Abteilungen auf die neue Arbeitsweise. Doch bald hielten agile Prinzipien auch in andere Unternehmensbereiche Einzug: Von Sales & Marketing bis zum Back Office.

In der zweiten Jahreshälfte 2015 konnte das CIO-Magazin vermelden: „Scrum überholt Wasserfall“. Genauer: 35 Prozent der Projekte würden nach agilen Methoden wie etwa Scrum durchgeführt, 32 Prozent nach einem Mix bewährter und neuer Methoden (u.a. Wasserfall).

Seitdem hat die Verbreitung agiler Methoden nochmals deutlich zugenommen. Eine KPMG Studie zu Agile (aus dem Jahr 2019, 128 teilnehmende Unternehmen) weist folgende Adoptionsraten von Agile in Unternehmen aus:

Und differenziert nach der Reifephase von Agile-Methoden/-projekten ergibt sich folgendes Bild aus der KPMG-Studie:

Geht man nach dem jüngsten State of the Agile Report 2022 (3.220 Umfrageteilnehmer), ergibt sich folgendes Bild zum Stand der Dinge, nämlich folgende Adoptionsraten von Agile, und zwar je Unternehmensbereich:

  • 86% – Softwareentwicklung
  • 63% – IT
  • 29% – Operations
  • 17% – Marketing
  • 16% – HR
  • 10% – Finance
  • Erfolgsbilanz & Herausforderungen

    Die hohe – und weiterhin steigende – Adoptionsrate hat gute Gründe; diese reichen von einer verkürzten Time-to-Market für Produkte, einer Steigerung der Teamproduktivität bis hin zu einer Verbesserung der Projekttransparenz. Das Verbesserungspotential kann man hierbei inzwischen gut quantifizieren, dazu gibt es zahlreiche Studien (Quelle: www.echometerapp.com). Ein paar Beispiele:

  • Nur 9 Prozent aller agilen Projekte scheitert. Wasserfallprojekte im Vergleich: 29 Prozent
  • Teams, die für die Produktentwicklung auf Full Scrum setzen, können die Fehlerdichte deutlich senken. Das steigert die Produktqualität enorm – um bis zu 250 Prozent
  • Agile Teams “funktionieren” besser. Für die Praxis heißt das: Sie arbeiten 25 Prozent produktiver. Das hat auch Auswirkungen auf die Time-to-Market. Teams sind mit ihrem Produkt rund 50 Prozent schneller auf dem Markt als nicht-agile Teams. Zurückzuführen ist das vor allem darauf, dass sich Teams bei Agile stärker auf ihre aktuell anstehenden Aufgaben konzentrieren.
  • Gleichzeitig gilt aber auch, dass die Einführung agiler Methoden (also: Aglie Transformation) scheitern kann. Jeff Sutherland, Mitbegründer des Frameworks Scrum, geht sogar davon aus, dass 47 Prozent aller agilen Transformationen scheitern.

    Im bereits erwähnten State of the Agile Report werden die gängigsten Herausforderungen benannt: Unzureichende Beteiligung der Führungskräfte (42 %), das unzureichende Wissen über Agile (40 %), der allgemeine Widerstand des Unternehmens gegen Veränderungen (40 %) und die unzureichende Unterstützung und/oder Sponsorship durch das Management (39 %).

    Neben der eingeschränkten Agile-Führung ist die Unternehmenskultur eine weitere Herausforderung, die genannt wurde. 40 % sind mit Agile in ihrem Unternehmen unzufrieden, da Statistiken zeigen, dass agile Praktiken häufig mit der Unternehmenskultur kollidieren. Tatsächlich wird die Unternehmenskultur als Hauptursache für eine erfolglose Umsetzung von Agile“ genannt.

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    Author

    Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.