Mein Job dreht sich um Corporate Development, mit Schwerpunkt auf Mergers & Acquisitions. Und das macht mir eine Menge Spaß. Warum? – Zum einen beschäftige ich mich tagtäglich mit den hochspannenden Tech-Trends, von KI bis Cloud. Zum anderen erfordert M&A ein breites Kompetenzprofil und sorgt für einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag.

Nun habe ich aus Interesse einmal nachvollziehen wollen, wie „zukunftsfähig“ mein M&A Jobprofil eigentlich ist angesichts der Umwälzungen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Als Orientierung kann man hierbei die sogenannte 4K-Regel heranziehen, die ich einmal in einem Blogpost vorgestellt hatte (Kompetenzanforderungen im Zeitalter der Digitalisierung und notwendige Rahmenbedingungen). Die Kurzzusammenfassung sieht wie folgt aus:

Lebenslanges Lernen ist entscheidend (den Begriff gibt es seit Anfang der 1960er Jahre), Veränderungsbereitschaft (in einem dynamischen Markt- und Arbeitsmarktumfeld), Flexibilität und – als emotionale Stärke zum Umgang mit dieser Dynamik: Resilienz. Klar dürfte auch sein, dass für viele zukünftige Berufe die Kompetenz zum Umgang mit (KI-basierten) Experten-/Computersystemen bis hin zu Robotern („Co-Boting“) relevant wird. Die Digitalexpertin und Medienwissenschaftlicher Dr. Sarah Genner etwa spricht von den 4 K, von 4 wichtigen Kompetenzen in der Arbeitswelt der Zukunft: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und Kritisches Denken.

Schauen wir uns das einmal an für den Bereich Mergers & Acquisitions:

Von den vier Kompetenzen würde ich den Punkt Kommunikation als den Wesentlichsten einstufen. Die Kommunikations-Arbeit in M&A Projekten ist enorm. Sehr zentral geht es in M&A Projekten darum, einen M&A Deal in einer strategischen Relevanz, seinem Risiko- und Chancenprofil zu bewerten – und das bedeutet, möglichst viele relevante Experteneinschätzungen einzusammeln, zur Verfügung zu stellen, zu konsolidieren, und schlussendlich für den Entscheidungsprozess entlang der verschiedenen Entscheidungsinstanzen (Fachbereiche, Vorstand, Aufsichtsrat, Kapitalmarkt) aufzubereiten und bereitzustellen. Und das erfolgt typischerweise unter einem gewissen Zeitdruck. Und natürlich häufig mehrsprachig. Und natürlich gilt es, die jeweiligen Experten und Entscheider in ihrer jeweiligen Fachsprache abzuholen: Die Juristen, Finanzer, technischen Experten, Vorstände, Aufsichtsräte undsoweiter.

Eng verknüpft mit Kommunikation ist die Kollaboration. Bei ersterem geht es vor allem darum, intendierte Botschaften effizient und bedeutungsverlustfrei an Sender zu platzieren, erhaltene Botschaften richtig zu interpretieren und zu priorisieren; bei Kollaboration geht es einen Schritt weiter: Es geht darum, gemeinsam Ideen und Bewertungen weiterzuentwickeln, gegebenenfalls Lösungen zur Reife zu bringen, und zwar über fachliche Grenzen hinweg. Der Bedarf an Kollaboration im Rahmen eines M&A Projektes ist hoch und ergibt sich etwa aus folgenden Fragestellungen: Wie lässt sich ein erworbenes Unternehmen integrieren (wobei die Stärken des Zielunternehmens bewahrt werden sollen)? Wie lassen sich vertrieblich / kostenseitig / technologieseitig Synergien heben?

Die Kompetenz Kritisches Denken ist im M&A eigentlich ein no-brainer: Gerade im M&A gibt’s ja den klassischen Prozessschritt der „Due Diligence“, die genau die kritische Überprüfung relevanter Aspekte eines Geschäftsmodells zum Ziel hat. Rund 50% der M&A Deals erreichen die damit verknüpften Ziele nicht, man muss folglich sehr genau hinschauen, um einschätzen zu können, ob ein Deal fliegen kann oder nicht.

Last but not least: Kreativität. Natürlich, es entsteht während des M&A Prozesses kein Kunstwerk, in dem Sinne ist das nicht zu verstehen. Es geht im weiteren Sinne darum, für Problemstellungen konsensfähige Lösungen zu entwickeln, die in vielen Fällen nicht naheliegend sind (anders formuliert: es geht um „out-of-the-box“ Ansätze). Im Kontext der vorgenannten Bereiche wie „Integration“ oder „Synergien“ bedarf es der Kreativität, um zum Ergebnis zu kommen. Kreativität spielt ebenso eine Rolle im Verhandlungsprozess, denn hier bringen zwei Parteien in der Regel unterschiedliche Vorstellungen an den Verhandlungstisch. Hier geht es häufig um Kaufpreisfindung oder Working Capital Adjustments, aber auch um konzerninterne Verrechnungspreise im Kontext von Earn-Out-Regelungen, um Commitments bezüglich vertrieblichen Prioritäten, es geht um Angänge zur Vertrauensbildung zwischen den Parteien und Vieles mehr.

Kurz: Ein hochspannendes Arbeitsfeld, bei dem ich bislang noch nie Langeweile hatte … und eigentlich noch nie Zukunftsangst (die beschleicht mich bisweilen eher beim Thema Klima – aber das ist eine andere Baustelle …).

Zum Weiterlesen

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  • Author

    Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.