Datenmengen explodieren, IT Landschaften und Nutzungsverhalten unterliegen einer hohen Veränderungsdynamik. Was bedeutet das für das Management der IT Workload im Rechenzentrum? – Nachfolgend (a) ein kurzer Abriss zur Entwicklung von Workload Automation (WLA) Software sowie (b) zu den wichtigsten Trends rund um WLA Software.

Kurzer Abriss zur Entwicklung von Workload Automation Software

Der Markt für Workload Automation Software hat seine Ursprünge in den 1970er Jahren, und zwar als sogenanntes Job Scheduling auf IBM Großrechnern (dem Mainframe). Die ersten WLA Tools waren wenig komplex, die Ausführung von „Jobs“ wurde im Wesentlichen Datums- und Zeitbasiert gesteuert.

In den 1980er und 1990er Jahren kamen fortschrittlichere Planungsfunktionen hinzu, auch ereignisbasierte Auslöser für den Start von Jobs. Und als Midrange- und X86-basierte Systeme in die IT Produktion Einzug hielten, wurde die WLA Software darauf adaptiert. Zudem wuchsen WLA und Managed-File-Transfer-Software (MFT) zusammen, da viele Aufträge mit Datenübertragungen beginnen und enden.

In 2005 prägte Gartner den Begriff Workload-Automatisierung. Als Gartner einige Jahre später eben diesen Markt aus ausgereift betrachtet, stellte das Analystenhaus den Magic Quadranten für diese Softwarekategorie schließlich ein (2013).

Mit Cloud Computing und Big Data erwachte jedoch das Interesse an dieser Softwarekategorie wieder. Cloud Computing bot Flexibilität bei der Ausführung von Aufträgen, brachte aber auch eine neue Ebene der Komplexität mit sich. Big Data stellte ETL vor erhebliche Herausforderungen: massive Dateiübertragungen, intensive Vorverarbeitung und komplexe Analysen und Berichte. WLA passte sich an und begann mit einer umfassenderen Integration in die ausgeführten Anwendungen, um die wachsende Komplexität besser zu bewältigen.

Andere Trends wirkten sich ebenfalls auf WLA aus, darunter die Zunahme des SLA-Managements und der Einsatz von Predictive Analytics. Auch das Self-Servicing (oder: föderierte Nutzung) in der gesamten IT nahm zu, und für WLA bedeutete dies u.a. Dashboards für eine breitere Gruppe von Benutzern. Zudem wirkte sich auch blad der DevOps-Trend auf WLA aus: Mit Jobs-as-code konnten Entwickler die Anforderungen an die Anwendungsplanung früher im Entwicklungszyklus besser definieren.

WLA wird zu Service Orchestration & Automation Platform (SOAP)

In 2019 startete Gartner den Report zum Markt von „Service Orchestration & Automation Platform (SOAP)“. Dabei entsprechen SOAP-Lösungen einer kontinuierliche Weiterentwicklung und Umgestaltung herkömmlicher Tools zur Workload-Automatisierung (WLA) und dienen der Orchestrierung und dem Management von Anwendungen und Infrastrukturen in einer unternehmensweiten hybriden IT-Umgebung. Die Definition von Gartner reflektiert eben diese Eigenschaften für eine hohe Integration in komplexe Workflows und in hybride IT Landschaften (vgl. Gartner Reports zu SOAP):

Service-Orchestrierungs- und Automatisierungsplattformen (SOAPs) ermöglichen Infrastruktur- und Betriebsleitern die Entwicklung und Implementierung von Geschäftsservices durch eine Kombination aus Workflow-Orchestrierung, Workload-Automatisierung und Ressourcenbereitstellung in der hybriden digitalen Infrastruktur eines Unternehmens. SOAPs bieten eine einheitliche Verwaltungskonsole und eine Orchestrierungs-Engine zur Verwaltung von Datenpipelines und ermöglichen ereignisgesteuerte Anwendungsworkflows. Einige Tools stellen APIs zur Verfügung und umfassen mobile Anwendungen für die Planung von Batch-Prozessen, die Überwachung des Aufgabenstatus und die Benachrichtigung von Benutzern, wenn neue Ereignisse ausgelöst werden.

SOAPs erweitern die Rolle der traditionellen Workload-Automatisierung, indem sie sich an breitere Anwendungsfälle und Cloud-native Infrastruktur- und Anwendungsarchitekturen anpassen. Diese Tools ergänzen und integrieren sich in DevOps-Toolchains, um neben Kosteneinsparungen, betrieblicher Effizienz und Prozessstandardisierung auch kundenorientierte Agilität zu bieten.

Das Analystenhaus Enterprise Management Associates (EMA) (vgl. Website www.enterprisemanagement.com) macht die Weiterentwicklung der WLA Software zu SOAP mit folgender Graphik gut nachvollziehbar:

Der WLA / SOAP Markt: Status Quo

Lassen Sie uns die Relevanz von WLA mit einigen Zahlen beziffern. Der Markt ist nach einer Studie des Analystenhauses EMA ca. 3 Mrd. USD schwer, mit wachsender Tendenz (vgl. Global Workload Automation Market Size and Forecast 2022 to 2027). Je nach Prämissen fällt das Wachstum in absehbarer Zukunft höher oder niedriger aus; die Prognose der EMA betrachtet dabei zwei Szenarien: Die Status Quo Prognose geht von einer Fortsetzung der Trends aus bei Big Data Pipelines, Digitale Transformation und Cloudifizierung. Das zweite Szenario geht von einer wachsenden Automatisierungsdynamik aus. Nachfolgende Graphik gibt die prognostierte Marktentwicklung für beide Szenarien wider:

Und welcher Anteil des IT Workloads wird dabei in Unternehmen gesteuert? (Nota Bene: Im Enterprise Segment von Unternehmen, wo die IT Workload eine kritische Grenze erreicht und eine Software-gestützte Orchestrierung erforderlich ist)? – Gemäß einer Datenerhebung durch EMA bei einschlägigen Unternehmen gilt: Die WLA-Software kontrolliert etwa 40 % bis 45% der IT-Arbeitslasten, Aufgaben und Aktivitäten (Diese Zahlen datieren von 2019, nach Einschätzung der EMA dürfte dieser Anteil heute sogar noch höher liegen). Bei vereinzelten Organisation liegt dieser Anteil bei bis zu 80 %.

Aktuelle Trends im WLA / SOAP Markt

Der Trend zur Cloud hält an (u.a. zwecks Skalierungsfähigkeit, Resilienz), und zwar einhergehend mit Container-basierter Architektur für Software im Cloud-Betrieb. Diese Veränderungen bei der Art und der Allokation von Arbeitslasten haben viele Unternehmen dazu veranlasst, ihre WLA-Software zu überdenken. In einigen Unternehmen hat der Wunsch, schnell voranzukommen, den Wunsch nach einer Standardisierung auf eine WLA-Software verdrängt, da Migrationen komplex, störend und zeitaufwendig sein können. Stattdessen erwerben diese Unternehmen eine neue (weitere) WLA-Software, um neue Anwendungsfälle zu adressieren, die modernere und robustere WLA-Kapazitäten erfordern, planen aber nicht sofort, den gesamten Legacy-Produktionsstack auf die neue WLA-Software zu migrieren. Das führt – in Konsequenz – zu einer Multi Vendor Strategie, nicht zuletzt bedingt durch das Motiv, Abhängigkeiten zu reduzieren und eine robustere Verhandlungsposition zu erlangen. Damit einhergehend ist auch die zunehmende Relevanz von SaaS-Angeboten.

Der Trend zum Self-Servicing bzw. einer Dezentralisierung hält an und gewinnt weiter an Dynamik. Das „herkömmliche“ WLA-Nutzungsmodell sah vor, dass es einen Kreis von „Arbeitsvorbereitern“ gab, die sich mit Terminplanung befassten; es handelte sich in der Regel um Teams mit 5 bis 15 Personen. Heute dagegen haben WLA-Implementierungen in einigen Unternehmen Hunderte von Benutzern aus einer breiteren Gruppe von IT-Betriebsmitarbeitern, Entwicklern, Service-Desk-Mitarbeitern und Geschäftsprozessverantwortlichen.

EMA und andere Marktanalysten beginnen, diese Softwarekategorie als Orchestrator der Automatisierung zu beschreiben, sprich: Eine Steuerungsebene für Automatisierungstools innerhalb eines Unternehmens. Die EMA bezeichnet diesen Wandel derzeit als Automatisierungsorchestrierung. So würden beispielsweise auch Automatisierungslösungen rund um RPA orchestriert. Grundsätzlich bedeutet diese Entwicklung, dass diese WLA / SOAP Werkzeuge die Fähigkeit zu einer umfassenden Integration aufweisen müssen, also ein breites Set an „out of the box“-Integrationen.

Die WLA / SOAP Software AutomateNOW!

Erst jüngst gelang Beta Systems (hier bin ich seit 2017 als Director M&A beschäftigt), ein seit 40 Jahren etablierter Anbieter von Software für Rechenzentren, die Akquisition des Technologieführers bei WLA / SOAP Software. Vergleiche nachfolgende Pressemeldung: Beta Systems baut Marktposition in Enterprise Automation mit Akquisition von Infinite Data aus

Zur Produktwebseite: www.infinitedata.com

Das Produkt AutomateNOW! ist aufgrund einer modernen Cloud-native Architektur in besonderer Weise für die Anforderungen im modernen Rechenzentrums-Betrieb aufgestellt:

  • Unbegrenzte Skalierbarkeit dank Microservices-Architektur
  • Über 300 Out-of-the-Box-Integrationen, darunter ERP, ETL, Datenbanken, Cloud (Azure, AWS, GCP), Big Data, z/OS und zahlreiche andere Systeme
  • Contextual Intelligence-Ansatz, der eine zusätzliche Dimension für die Anpassungsfähigkeit der Ausführung von Workloads an sich ändernde Geschäftseinblicke bietet
  • Flexibles SaaS-Angebot, das in Microsoft Azure, AWS und Google Cloud-Optionen mit 99,95 % Verfügbarkeit verfügbar ist
  • Zum Weiterlesen

  • From Scheduler to Automation Fabric for the Enterprise: Workload Automation Transformation in 2023
  • Market Guide for Service Orchestration and Automation Platforms (August 2021)
  • Global Workload Automation Market Size and Forecast 2022 to 2027
  • Blick in die Zukunft: Der „Tech Trend Report 2023“ des Future Today Instituts
  • Co-Founderin Marchela Georgieva vom RPA-Start-up Capto über die Zukunft der Hyperautomatisierung
  • Digitalisierung: 7 spannende RPA Start-Ups
  • Author

    Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.