”Das Ende des Kapitalismus – Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind und wie wir in Zukunft leben werden”, von Ulrike Herrmann; Verlag Kiepenheuer & Witsch; 340 Seiten; 24 Euro (gebundene Ausgabe)

“Complete decarbonization of the global economy by 2050 is now conceivable only at the cost of unthinkable global economic retreat, or as a result of extraordinarily rapid transformation relying on near-miraculous technical advances.” Das formuliert ein des politischen Populismus unverdächtiger Wissenschaftler, der im Bereich „Energie / Energieversorgung“ Dutzende von Büchern und wissenschaftliche Papiere veröffentlicht hat: Vaclav Smil. Das Zitat findet sich in seinem sehr lesenswerten Buch „How the world really works” (Oktober 2022, Penguin Verlag, 12 Euro als Taschenbuch).

Ebenjene Einschätzung liegt auch dem Buch zugrunde, um das es in diesem Blogpost eigentlich gehen soll, nämlich „Das Ende des Kapitalismus“ von der Journalistin und SPIEGEL-Bestsellerautorin Ulrike Herrmann. Die Autorin formuliert die gleiche Analyse wie folgt: „Die Klimakrise muss mit der Technik bewältigt werden, die jetzt vorhanden ist. Doch mit den heutigen Möglichkeiten lässt sich nicht genug billige Ökoenergie gewinnen, um grünes Wachstum zu befeuern. Also bleibt nur grünes Schrumpfen: weniger Neubauten, weniger Autos, weniger Chemieprodukte.“ (S. 191)

Das Buch lässt sich im Grunde in drei inhaltliche Blöcke bzw. Argumentationslinien aufgliedern. Erstens, die Autorin untersucht die Bedingungen für „Grünes Wachstum“ und gleicht das mit der Realität bzw. den technischen Möglichkeiten ab. Sie trägt hier umfangreiches Zahlenmaterial und schlüssige Argumente zusammen. Dieser Teil des Buches hat mir am besten gefallen. Zweitens, sie betrachtet die gegenwärtige Wirtschaftsordnung, die das Wachstum generiert, also: den Kapitalismus. Das Fazit der Autorin: Sie will das Ende des Kapitalismus einleiten. In dem Punkt kann ich der Argumentation der Autorin nicht folgen, hier komme ich zu einem anderen Schluss – das führe ich weiter unten auch aus. Drittens, die Autorin skizziert ein Zukunftsszenario („Wie wir in Zukunft leben werden“).

Schauen wir uns das einmal der Reihe nach an. Übrigens, trotz meiner Kritik an einer wesentlichen Argumentationslinie der Autorin halte ich das Buch für lesenswert; es ist eine Perspektive, mit der man sich zur Kernfrage unserer Zeit (die Klimakatastrophe) auseinander setzen muss. Dazu der wirklich sehenswerte Redebeitrag des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore auf dem Wirtschaftsgipfel in Davos in diesem Jahr (ab 4:30 min beginnt der eigentlich relevant Teil nach dem höflichen Intro):

Grünes Wachstum: Was geht?

Die zentrale Frage lautet: Wie schnell können wir von fossilen Energien auf Erneuerbare Energien umstellen. Die Autorin beleuchtet dazu Energiequellen, Ertragspotential, Speichertechnologien und derlei mehr. Sie schafft eine gute Diskussionsgrundlage, um die Frage zu beantworten: Können wir ausreichend Ökoenergie bereitstellen für Grünes Wachstum. Das Fazit, das Herrmann aus den Zahlen ableitet lautet: Nein, können wir leider nicht.

In einer von zahlreichen Analysen kommt Herrmann auf folgende Kalkulation: „Selbst wenn eine Solaranlage in der Sahara 80 Prozent mehr Strom erzeugt, käme am Ende nur halb so viel Energie an, wie Paneele in Deutschland produzieren können. Wüstenstrom lohnt sich nicht, weil er eine allzu aufwendige Infrastruktur voraussetzt.“ (S. 145) Dazu berechnet die Autorin etwa, wie teuer eine Stromtrasse von der Sahara nach Deutschland wäre (nebst anderen Transportwegen wie Wasserstoff u.Ä.). De facto würde eine solche Trasse 750 000 Strommasten (!) zwischen Nordafrika und der Bundesrepublik erfordern, bei Investitionen in der Größenordnung von 1.000 Milliarden Euro (wenn man die Kabel unterirdisch verlegt: 4.300 Milliarden). Zum Vergleich: Das Infrastrukturprojekt „Nordstream 2“ hat 9,5 Milliarden gekostet, ein Bruchteil davon.

Die Autorin hinterfragt ebenfalls (zu Recht) die sogenannte „Dematerialisierung“ der Wirtschaft. Vielfach ist eben diese De-Materialisierung nur ein politisches Schlagwort. Ein Beispiel ist etwa die Musikindustrie … und diese Zahl hatte mich durchaus verblüfft: „1977, als das Vinyl noch dominierte, sorgten die US-amerikanischen Musikfans für 140.000 Tonnen CO2 im Jahr; 2016 waren es rund 300.000 Tonnen.“ (S. 193) Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel: Wog der Golf II (in 1990) noch 1.000kg waren es beim Golf VIII (in 2019) bereits 1.400kg.

Kritik des Kapitalismus: Das sehe ich anders

Zum Kapitalismus. Nun ist es dringlich, in der Begrifflichkeit präzise zu sein. Denn die Autorin beschreibt hier keineswegs das Szenario eines „Ökosozialismus“; Märkte und deren Steuerungsfunktion bleiben weiterhin erhalten, auch das private Unternehmertum wird nicht abgeschafft. Und auch (technische) Innovation spielt weiterhin eine Rolle.

Was genau meint also die Autorin mit Kapitalismus?

Zunächst einmal gilt: Die Autorin würdigt unmissverständlich die Errungenschaften des Kapitalismus, die Überschrift des ersten Kapitels im Buch lautet auch: „Ein Segen: Wachstum schafft Wohlstand“. Man denke an die Beseitigung von Armut, man denke auch daran, was der Kapitalismus als „Innovationsmaschine“ erreicht hat: „Würde die Menschheit heute noch die alten Sorten von 1960 anbauen, wären zusätzliche Äcker in der Größe der USA, Kanadas und Chinas nötig, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren.“ (S. 186)

Was ist denn eigentlich dieser „Kapitalismus“? Kapitalismus ist dabei nicht einfach ein Synomy für „Marktwirtschaft“. Bringt man die inhärente Definition in diesem Buch auf eine Formel, dann ließe sich das wie folgt darstellen:

Kapitalismus = Marktwirtschaft + Wachstum

Die Autorin definiert eben dieses Wachstum als Kernmerkmal des Kapitalismus: “Der Kapitalismus ist nur stabil, solange er wächst. Daher wird er gern mit einem Fahrrad verglichen, das auch umfällt, sobald es sich nicht mehr bewegt.“ (S. 87) oder: „Der Kapitalismus ist auf Wachstum angewiesen. Fehlt es dauerhaft, kommt es zum chaotischen Zusammenbruch.“ (S. 209). Und: “Unternehmer investieren jedoch nur, wenn sie zusätzlich Profite erwarten.“ (S. 92)

Das Fazit der Autorin: Der Kapitalismus mit seinem inhärenten Wachstumszwang muss enden. Und für das Szenario einer Volkswirtschaft ohne Wachstum fegt die Autoren zudem mit einem Handstreich ganze Industrien von der Landkarte: „Auch die Banken würden zusammenbrechen. Ihr Kerngeschäft besteht bekanntlich darin, Kredite zu vergeben. Darlehen lassen sich jedoch nur zurückzahlen, wenn die Wirtschaft wächst. Sobald die Produktion sinkt, nimmt niemand mehr Kredite auf, und die Banken verlieren ihre ökonomische Basis.“ (S. 211) Und: „Konsequenter Klimaschutz würde nicht nur die Industrie verändern. Auch viele Dienstleistungen entfallen, wenn die Wirtschaft schrumpft. So wäre es überflüssig, für Waren zu werben, wenn Güter sowieso knapp sind und garantiert Käufer finden. PR-Agenturen, Messelogistiker und Werbegrafiker hätten nichts mehr zu tun. Auch wäre unklar, wie sich Zeitungen oder Google finanzieren sollten, wenn die Anzeigen ausbleiben.“ (S. 210)

Aber nur wenige Absätze weiter konzediert Herrmann: „Digital- und Technologiekonzerne wie SAP, Siemens und Infineon könnten in Einzelbereichen sogar profitieren, weil ihr Know-how für eine Ökowende wichtig ist. Auch das Geschäft der Energiegiganten RWE und E.ON dürfte expandieren, wenn die gesamte Wirtschaft auf grünen Strom umgestellt wird.“ (S. 212). Glänzende Wachstumsaussichten haben natürlich auch Unternehmen, die Substitute für eine Vielzahl von Produkten herstellen, die heute auf Basis von Öl als Vorprodukt hergestellt werden: Von Schmierstoffen angefangen bis zum Ersatz von Plastik. Hersteller von Solarmodulen werden wachsen, die Wasserstoffindustrie wird wachsen. Und für dieses Wachstum in Teilbereichen der Ökonomie benötigen wir sehr wohl Kredite, also auch Banken. Wir werden auch Messelogistiker benötigen, denn Messen als Informationsdrehscheiben für innovative Veränderungen werden weiterhin relevant sein (Zur Erinnerung: Auch in einer geschrumpften Wirtschaft gibt es weiterhin Innovation).

Der behauptete zwingende Konnex zwischen Investition und Wachstum ist nicht nachvollziehbar. Ein Unternehmer kann etwa auch investieren, um mit einer Effizienztechnologie die Kosten zu senken und damit die Profitabilität zu steigern. Ohne zu Wachsen. Bei gleichem Angebotspreis bliebe die Nachfrage ceteris paribus also gleich. Auch bei Ersatzinvestitionen geht es per definitionem nicht um Wachstum.

Ich würde gerne kurz eine andere Perspektive auf das heutige Wirtschaftssystem skizzieren, und hieraus lässt sich dann meines Erachtens gut ableiten, wie ein sinnvoller Zukunftspfad aussehen könnte. Eine „Abschaffung des Kapitalismus“ ist es meiner Meinung nach nicht.

Mein Blick auf die Wirtschaft: Das gegenwärtige Wirtschaftssystem ist eine Effizienz- und Innovationsmaschine, die nach den Wirkmechanismen der unsichtbaren Hand, der Schumpeter’schen schöpferischen Zerstörung oder Ricardo’s Theorie der komparativen Kostenvorteile eine ziemlich gute Ressourcenallokation erreicht. Es gibt Marktversagen, keine Frage, aber who’s perfect? Nennen wir das System von mir aus gerne Kapitalismus – denn Kapital spielt darin eine große Rolle zur Erzielung von Skaleneffekten in der Produktion, in Abgrenzung zu Handarbeit (Manufakturen) mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz. Das Wirtschaftssystem erreicht durch fortwährende Optimierung folglich Effizienzgewinne und natürlich auch Innovationen – bis hin zur Entstehung ganz neuer Industriezweige (Elektronikindustrie, Chemieindustrie).

Die entscheidende Frage lautet: Was machen wir mit den Effizienzgewinnen?

Wenn etwa Arbeiter nicht mehr benötigt werden, dann gibt es zunächst viele Szenarien: Neue Unternehmen mit neuen Produkten bzw. neuer Dienstleistung. Wenn dabei keine anderen Unternehmen verdrängt werden, heißt das Wachstum, denn es kommt im Vergleich zur Ausgangssituation die Wirtschaftsleistung der neuen Dienstleistung hinzu.

Oder: Man könnte man die Arbeitszeit für alle reduzieren. Und hier gilt grundsätzlich: Die Verteilung der Effizienzgewinne erfordert Verhandlungen – eben solche Verhandlungen kann man alljährlich beobachten, wenn Gewerkschaften in die Tarifrunden gehen: Genau darum geht’s hier: um eine Teilhabe am Produktivitätszuwachs.

Der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell hatte zu Anfang des 20ten Jahrhunderts in einem Essay prognostiziert, dank des technologischen Fortschritts würden Arbeiter in Zukunft ihre Arbeitszeit auf 20 Stunden pro Woche reduzieren können. Die implizite Annahme hierbei: Die Effizienzgewinne werden in Arbeitszeitreduktion gewandelt. Schaut man sich die Entwicklung der Arbeitszeit in Deutschland an, dann lässt sich nachvollziehen, wieso Russell so optimistisch war: Denn es gab tatsächlich einen signifikanten Rückgang der Arbeitszeiten: Arbeitete man 1825 noch 82 Stunden, waren es im Jahr 1900 nur noch 60 Stunden. 1918 nur noch 48 Stunden (Russell hatte seinen Essay in 1935 geschrieben). Dann dauerte es allerdings eine Weile, bis zur 40-Stunden Woche: Nämlich bis 1965. 1995 kam dann die 35 Stunde-Woche (zumindest in den Schlüsselbranchen Druck, Metall und Elektro).

Hätte es Fridays for Future damals bereits gegeben, eine simple Forderung hätte nahegelegen: Effizienzgewinne werden in eine Reduktion der Arbeitszeit gewandelt (und zwar: vollständig) – nicht in Zugewinn von Wohlstand. Und eben diese Entscheidung für das eine (mehr Wohlstand) oder das andere (weniger Arbeitszeit) ist im sogenannten „Kapitalismus“ nicht vorgegeben. Diese Entscheidung ist vielmehr – wenn man das so nennen kann – eine implizite Entscheidung aus einem „Gesellschaftsvertrag“: also die Übereinkunft darüber, welche Zukunftsvision eine Gesellschaft verfolgt, wie Ressourcen verteilt werden, wie Gerechtigkeit definiert wird, das Miteinander zwischen den Generationen und Vieles mehr.

Politisch gesehen ist Wachstum der Weg des geringsten Widerstands: Wer hat Lust auf Verteilungskämpfe? – Niemand. Wir machen lieber den Kuchen größer und damit wird diese Auseinandersetzung obsolet. Wachstum vermeidet Konflikte (und wie man in den vergangenen Jahren sehr gut in China gesehen hat, kann Wohlstandszugewinn andere Zugeständnisse der Gesellschaft kompensieren). Der Kapitalismus bietet mithin ein Instrument, das unstillbare Bedürfnis des Menschen nach „mehr“ zu bedienen. Aber das ist eben eine ganz andere Aussage als die Behauptung vom „bösen“ Kapitalismus.

Auf welche Ziele eine Wirtschaftsordnung ausgerichtet wird, ist eine gesellschaftliche, eine politische Entscheidung. Auch das „Design“ von Märkten – so bringt die Starökonomin Mariana Mazzucato (vgl. dazu auch den Blogpost Buchempfehlung: „Mission Economy“ – über eine missionsorientierte Gestaltung der Märkte) in Erinnerung – ist nicht gottgegeben, sondern unterliegt politischer Gestaltung. Die De-Regulierung des Finanzsystems war eine politische Entscheidung. Die Befeuerung von Konsum und damit Wachstum durch Schulden war eine politische Entscheidung. In den USA lag der Spitzensteuersatz zwischen 1932 und 1980 im Schnitt bei 81% (sic!) – bis zur Ära Reagan. Auch das eine politische Entscheidung. Kurz: Der heute gültige Gesellschaftsvertrag bzw. die Gesellschaft gründen auf Wachstum. Und das heißt auch: Viel wichtiger, als die Frage, ob Ökonomen ein Modell für eine Postwachstums-Gesellschaft haben, ist die Frage, ob Politiker den Gesellschaftsvertrag für eine solche Post-Wachstums-Gesellschaft verhandeln können. Vom „Versagen der Ökonomen“ zu sprechen (wie die Autorin das tut), ist also zu kurz gesprungen.

Bertrand Russell formulierte seine Vision von einer Zukunft mit 20 Stunden Arbeitszeit im Jahr 1935, also etwa vor 90 Jahren. Die Arbeitsproduktivität ist seither um ein Vielfaches gestiegen. Von der 20 Stunden Arbeitswoche sind wir aber noch ziemlich weit entfernt. Wann ist es denn soweit? Kürzlich meinte Bill Gates in einem Interview mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes: „Angesichts der alternden Gesellschaft und der fehlenden Fachkräfte müssen wir Arbeitskräfte effizienter machen. Hier wird die KI Erleichterung bringen. Und in ferner Zukunft werden wir wirklich weniger arbeiten müssen als heute.“. – Nochmal: “in ferner Zukunft“. Mehr geht immer. Eben das ist unser heutiger Gesellschaftsvertrag.

Nachtrag (November 2023): Die „ferne Zukunft“ rückt näher. Im Artikel Bill Gates teases the possibility of a 3-day work week where ‘machines can make all the food and stuff lässt sich nachlesen, dass Bill Gates angesichts der Fortschritte in der KI-Entwicklung eine Verkürzung der Arbeitszeiten in greifbarer Nähe sieht.

Die global vernetzte Wirtschaft ist alles andere als trivial. Natürlich kann man nicht von heute auf morgen auf eine Post-Wachstums-Gesellschaft umstellen. Was passiert etwa mit Skalenvorteilen in der Produktion, die durch Wachstum entstehen? Anders formuliert: Wenn man Effizienzgewinne nicht in mehr Wachstum münden lässt, dann entfallen ja die Skaleneffekte, oder? Darüber muss man diskutieren.

Und eines dürfte jedem klar sein, der sich mit diesen Frage schon beschäftigt hat: Die große Herausforderung besteht vor allem darin, dass ein „nationaler Alleingang“ in einer globalen Ökonomie bei freiem Kapitalverkehr und mobilen Arbeitskräften einen Standort schädigen kann. Die Herausforderung besteht also nicht darin, dass Unternehmen sich nicht etwa auf neue Rahmenbedingungen einstellen könnten (z.B. reduzierte Arbeitszeiten in Deutschland) … ganz im Gegenteil: Genau die Tatsache, dass die Unternehmen eben das tun, ist die Herausforderung. Wenn Deutschland beschließt, seine Effizienzgewinne (vollständig) in die Reduktion von Arbeitszeit zu übersetzen (während andere Länder dies nicht tun), gerät der Standort Deutschland ins Schlingern. Ich gebe nur ein paar Stichpunkte: Auslastung von Maschinen, Verhältnis von produktiven Arbeitszeiten versus Ausbildungs- und/oder Einarbeitungszeiten, Fachkräftemangel und mehr.

Mein Fazit nochmals zum Schluss: Wir müssen an den Gesellschaftsvertrag ran, statt das Schreckgespenst Kapitalismus zu bekämpfen. Aber im globalen Maßstab. Und ob ein solcher globaler politischer Konsens zu erzielen ist, das ist entscheidend. Die Zeichen – das muss man leider konstatieren – stehen nicht allzu gut. Der eingangs erwähnte Autor Vaclav Smil formuliert dies wie folgt: “Dealing with this challenge will, for the first time in history, require a truly global, as well as a very substantial and prolonged, commitment. To conclude that we will be able to achieve decarbonization anytime soon, effectively and on the required scale, runs against all past evidence. (…) we are nowhere close to embarking on such a concerted global action. Recall that the much-praised Paris accord had no specific emission-reduction targets for the world’s largest emitters, and that its non-binding pledges would not mitigate anything (…).” (page 224)

Übrigens, auf eben diese politische Herausforderung liefert Herrmann’s Buch leider keine Antwort; das wäre aber auch ein außerordentlicher Geniestreich … . Aber die „Abschaffung des Kapitalismus“ ist eben auch mehr linkspopulistischer Reflex, denn ein zielführender Lösungsansatz.

Schlussbemerkung

„Optimismus ist ein Akt des Willens. Optimismus ist etwas, das sich ein Fußballteam bis zum Ende erhalten muss, wenn es gewinnen will … auch wenn es ein Tor zurückliegt.“ – Tim Jackson, Professor of Sustainable Development

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Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.