Lust auf Bloggen? – Ich blogge seit 8 Jahren, bin verschiedenen Interessen nachgegangen, habe meine Blogger-Aktivitäten thematisch mal weiter, mal enger gefasst. Immer mal wieder berate ich Freunde zu Fragen rund ums Bloggen: Wie viel Reichweite kann man generieren? Wieviel Arbeit ist das? Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Themen?

Hier habe ich einmal meine wichtigsten Erfahrungen rund ums Bloggen als Instrument des Digitalen Marketing zusammengefasst. Es ist sicherlich hilfreich für Einsteiger – und auch erfahrene Blogger finden hier noch die ein oder andere Anregung.

Ich wechsle für diesen Blog einmal ins DU über, quasi als stilistische Abwechslung. Auch deshalb, weil ich das als persönlichen Erfahrungsaustausch von Blogger zu Blogger sehe. Ich spreche übrigens über textuelle Blogs. Auch mit Podcasts und Videoblogs habe ich experimentiert – primär habe ich aber am meisten Spaß mit textuellen Blogs (wie diesem hier).

Praxistipps Digitales Marketing: Der Blog – Motivation

Du solltest Dir zunächst einmal Folgendes vergegenwärtigen: Wer bloggt, der mag großen Spaß allein am Schreiben haben – aber am Ende des Tages willst Du auch eine gewisse Reichweite erzielen. Dieses Ziel erfordert Durchhaltevermögen, es kostet Zeit. Ich selbst habe nicht den Anspruch, mit Bloggen Geld zu verdienen. Die Ziele für meine Reichweite sind darum moderat. Aber um in der Content Flut des Internet nicht völlig unterzugehen, habe ich mir das Ziel von ein bis zwei Blogs pro Woche gesetzt. Das solltest Du schon durchhalten. Wenn Du ein Nischenthema bedienst, dann mag ein längerer Publikationszyklus funktionieren. Wer – wie ich – über Digitalisierung schreibt, der wird bei zwei Blogs im Monat für Suchmaschinen unter dem Radar bleiben. Das ist auf die Dauer frustrierend.

Mein Erfahrungswert: Es kostet mich im Schnitt 5 Stunden, einen Blog zu schreiben. Je nach Blogpost reicht das von 2 Stunden bis 20 Stunden. Wenn ich etwa eine Buchrezension schreibe, dann muss ich ja zunächst das Buch lesen (vgl. etwa: Das Buch „Hit Refresh“ von Microsoft CEO Satya Nadella). Ein Blog wie dieser kostet mich ca. 3 Stunden Zeit – denn hier schöpfe ich einfach aus meiner Erfahrung, der Zeitaufwand für die Recherche entfällt. Das trifft allerdings nur für wenige Blogs zu.

Nun ist die Frage: Wie lange braucht es, bis Dein neuer Blog Sichtbarkeit gewinnt und Reichweite erzielt? – Man kann sich hier an einem Erfahrungswert orientieren, den die Bloggerin Marnette angegeben hat. Sie wird zitiert von der Influencerin Marie Luise Ritter im Buch ”So wird man Influencer”. Die Bloggerin Marnette beziffert die Anlaufphase für einen Blog wie folgt: “It takes time to create good content, to have a nice image, to have credibility (…) During the first two years of blogging (…) I almost had no followers or readers on the blog.” (S. 60). – Kurz: 2 Jahre. Bei – sagen wir – 6 Blogs im Monat (wie in meinem Fall) macht das ca. 150 Blogs.

Die ersten zwei Jahre sind folglich eine Investitionsphase. Damit Du das durchhältst, solltest Du Dir über Deine Motivation im Klaren sein. Ich erzähle einfach mal, was mich fasziniert am Bloggen:

Erstens, für mich ist das Bloggen ein intensiver Prozess der Auseinandersetzung mit Themen, die ich spannend finde. Wenn Du zu einem fachlichen Thema einen guten Blogpost schreiben willst, dann musst Du das Thema durchdringen, Du musst es strukturieren und dafür eigene Worte finden. Am Ende eines Blogs ist ein sehr befriedigender Lernprozess abgeschlossen. Zweitens, in engem Zusammenhang mit dem ersten Punkt steht Folgendes: Der Blog entwickelt eine Eigendynamik, der „zwingt“ Dich zur Auseinandersetzung mit neuen Themen, er treibt Dich in Deiner fachlichen Entwicklung weiter voran. Denn Du musst jede Woche ein, zwei neue Themen finden. Dafür liest Du Bücher, machst Recherchen und-so-weiter. Drittens, es dient für mich natürlich auch dem Reputation Building.

Praxistipps Digitales Marketing: Der Blog – Thematische Planung

Während meines Zivildienstes an einer Katholischen Hochschulgemeinde durfte ich einmal eine Predigt halten (Danke an den Jesuitenpater Johann Spermann SJ). Ein wichtiges Learning aus dem Coaching: In einer Predigt sollte ein Pfarrer kein Potpourri aller wichtigen theologischen Gedanken vortragen; sondern einen einzelnen Gedanken herausgreifen und diesen entwickeln. Man sollte in einer Predigt nicht das ganze theologische Pulver verschießen – denn was man sonst am nächsten Sonntag … und an den darauffolgenden 200 Sonntagen?

Das ist eigentlich ein no-brainer. Aber ein typischer Anfängerfehler. Wenn Du die ganze Welt in einem einzigen Blogpost erklären willst, dann landest Du schnell in der Frustration. Ein Blogpost ist vielmehr ein Mosaiksteinchen in einer großen Darstellung. Bevor Du also den ersten Blogpost schreibst, solltest Du eine grobe Idee davon haben: Erstens, welche Themenbereiche Du insgesamt behandeln möchtest und, zweitens, welchen Teilaspekt Du im nächsten Blogpost angehen willst. Diese Überlegung fließt auch in die Menüstruktur Deines Blogs ein.

Zum Aspekt der „Thematischen Planung“ gehören auch verschiedene „Formate“. Unter Formaten verstehe ich „Darreichungsformen“ bzw. „Artikelvarianten“. Du kannst etwa einfach einen Blogpost schreiben, in dem Du einen Überblick über ein Thema wie „Internet of Things“ gibst. Oder Du schreibst einen Blog mit „Praxistipps“ oder einen „Erfahrungsbericht“ (wie diesen hier). Hier ein weiteres Format, das mir viel Spaß macht und auch bei den Lesern super ankommt: “Vorstellung von spannenden 7 Start-Ups“ mit Digitalen Geschäftsmodellen. Oder: Ein ”Kleines IT Quiz”. Auch meine “Interviewreihe mit Gründern und Geschäftsführern“ kommt sehr gut an, da hier direkt aus dem Maschinenraum der Digitalisierung berichtet wird.

Es ist Übrigens hilfreich, die Zielsetzung und Zielgruppe des eigenen Blogs einmal klar auszuformulieren. Für meinen Blog BytesForBusiness sieht das etwa wie folgt aus: Der Blog adressiert vor allem zwei Zielgruppen. Zum einen unternehmerische Führungskräfte und Fachpersonal ohne IT Hintergrund, die in ihrem Unternehmen zur Entwicklung einer Digital Roadmap oder zur erfolgreichen Umsetzung von Softwareprojekten ein tieferes Verständnis für Digitalisierung entwickeln müssen. Zum anderen Gestalter und Entscheider des gesellschaftlichen Lebens, die die Veränderungsdynamik von Digitalisierung für diverse Lebensbereiche verstehen und mitgestalten wollen; darunter fallen Aspekte wie ethische Fragen, technologische Arbeitslosigkeit, technologische Risiken und-so-weiter.

Praxistipps Digitales Marketing: Der Blog – Regelmäßige Strategierevision

Wenn Du gerade Deinen Blog startest, dann solltest Du damit rechnen, dass sich der thematische Fokus noch verschieben wird. Du beginnst mit einer Idee für Deinen Blog und fängst an zu schreiben. Irgendwann bekommst Du ein Gefühl, welche Themen funktionieren und welche Themen die leicht von der Hand gehen. Und am wichtigsten: Du siehst dann, welche Themen Dir am meisten Spaß machen.

Es macht darum Sinn, sich die thematische Gliederung eines Blogs etwa einmal im Jahr anzuschauen. Passt das Menü, passen die inhaltlichen Kategorien noch zu den Themen der Blogposts? Sollte man die Menüstruktur anpassen, um einen besseren Überblick zu den Blogposts zu bekommen, die Du tatsächlich geschrieben hast?

Ich will Dir nur sagen: Ein Blog ist ein dynamisches Projekt. Es ist natürlich nicht so, dass Du mit dem Ziel „Indien“ in See stichst und dann kommst Du in „Amerika“ raus. Aber es wird Verschiebungen bei der thematischen Ausrichtung geben. Das ist völlig normal.

Praxistipps Digitales Marketing: Der Blog – SEO: Search Engine Optimization

Wenn Du willst, dass Deine Blogs gelesen werden, wenn Du Reichweite erzielen willst, dann musst Du Dich mit Search Engine Optimization (SEO) beschäftigen. Dabei geht es um eine ganze Reihe von Aspekten, die ich hier nur andeuten will (dazu gibt es Hunderte von Blogs mit Praxistipps): Es geht um vollständige Metadaten für Deine Blogs, damit Suchmaschinen nachvollziehen können, für welche Suchanfragen Deine Blogs passen. Darum müssen etwa auch Bilder ordentlich beschriftet sein. Die Blogposts sollten eine gewisse Keyworddichte aufweisen, damit ein Blogpost für solche Themen als relevant eingestuft wird.

Man kommt nicht herum um das Thema. Wer das nicht macht, kann seine Blogposts genauso gut an info@noreply.com abschicken. Das Ergebnis ist etwa dasselbe: Keiner liest den Blogpost.

Aber ich bin ganz ehrlich: Mir macht das überhaupt keinen Spaß. Ich hatte letztes Jahr ein Abo bei rankingcoach abgeschlossen, dieses Tool „coached“ Dich durch notwendige Schritte für die Verbesserung Deines Rankings. Das Tool ist gut, die Ansprechpartner bei rankingcoach auch supernett. Aber es macht mir trotzdem keinen Spaß. Ich schreibe halt lieber. Hier eine Konversation mit meiner Ansprechpartnerin bei rankingcoach, die ein bisschen vermittelt, wie schwer mir das fällt: Hi Daniele, das sind leider Themen, die null Spass machen, da brauche ich einen langen Anlauf, bevor ich mich da ransetze … es steht noch auf der ToDo-Liste … – Antwort: Ich hoffe aber andere Themen in rankingCoach machen Dir mehr Spaß!

Spätestens an dem Punkt gilt für mich: Bloggen ist echt Arbeit.

Praxistipps Digitales Marketing: Der Blog – Struktur und Stil

Für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) sind zwei weitere Aspekte wichtig: Struktur und Stil. Dieser Aspekt von SEO ist für mich aber keine „zusätzliche Arbeit“, sondern ein ganz zentraler Aspekt des Bloggens – darum habe ich dies auch unter eine separate Überschrift gepackt. Worum geht es?

Jeder Blog braucht eine gute Struktur, einen logischen Faden. Eine schöne Struktur wie These, Antithese, Synthese. Widerspruchsfreiheit. Leser wünschen sich gut strukturierte Texte mit klar erkennbarer Struktur. Es geht um Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit. Genau das wollen Suchmaschinen auch, darum sind Überschriften (auch Unterüberschriften) wichtig.

Genauso wichtig ist eine eingängige Sprache. Keine Bandwurmsätze. Wer kein Fachpublikum adressiert, sollte auf allzu viele Fachtermini verzichten, sondern Sachverhalte in Formulierungen ausdrücken, die auch ein Laie versteht. Es geht auch um einfache Satzkonstruktionen: Subjekt, Prädikat, Objekt. Gute Überleitungen mit „aber“, „oder“, „weil“ und-so-weiter. Das Ganze spiegelt sich im sogenannten Flesch-Index – das ist ein Indikator über die Lesbarkeit eines Textes.

Praxistipps Digitales Marketing: Der Blog – Freiheiten

Zu guter Letzt noch einen wichtigen Hinweis: Für mich gilt, dass ein Blog Spaß machen muss. Ich bin Blogger, weil es mir Spaß macht, zu schreiben. All die vorgenannten Prinzipien sind wichtig – aber man darf das nicht als Korsett missverstehen, sondern als Richtlinien. Daran muss man sich nicht sklavisch halten.

Ich verstehe mich zum Beispiel vor allem als Blogger für das Thema Digitalisierung. Aber manchmal habe ich eine Idee zu einem anderen Thema, die mich nicht mehr loslässt und wo die Ideen nur so sprudeln. Auch wenn das mal nicht zwingend etwas mit Digitalisierung zu tun hat, dann packe ich das trotzdem auf meinen Blog. Es ist ja MEIN Blog – da kann ich am Ende des Tages machen, was ich will. Zum Beispiel diesen satirischen Essay zum Thema Klimawandel: Fluchtplan. Dein Plan B für die Klimakrise

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Author

Der Autor ist Manager in der Softwareindustrie mit internationaler Expertise: Prokurist bei einem der großen Beratungshäuser - Verantwortung für den Aufbau eines IT Entwicklungszentrums am Offshore-Standort Bangalore - Director M&A bei einem Softwarehaus in Berlin.